Studie zur Ausbildungsplatzsuche: Ungleiche Chancen beim Start

Von November 2024 bis Januar 2025 wurden in der repräsentativen BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie 2024 junge Menschen befragt, die im Vermittlungsjahr 2023/2024 bei der BA als ausbildungsstellensuchend gemeldet waren.* Die Studie untersuchte, was die vormals Ausbildungssuchenden aktuell machen, wie zufrieden sie mit dieser Tätigkeit sind und welche Rolle verschiedene Angebote der beruflichen Orientierung und Beratung aus ihrer Sicht gespielt haben. Wir haben die Ergebnisse für die duale Ausbildung knapp zusammengefasst:
*Nähere Infos zur Studie finden Sie unten.
Kontaktabbruch mit BA als Risiko bei der Ausbildungssuche
Ausbildungssuchende, die im Vermittlungsjahr 2023/2024 von der Bundesagentur für Arbeit (BA) betreut wurden, sind heute signifikant öfter in einer Ausbildung (57 %), als die Jugendlichen, die den Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit abgebrochen haben (13 %). Erstere sind weniger häufig arbeitslos (8 % vs. 38 %) und arbeiten weniger oft ungelernt (6 % vs. 17 %).
55.000 von 430.000 Ausbildungssuchenden im Jahr 2023 haben einen unbekannten Verbleib. Viele sind zwar erwerbstätig, aber vermutlich ohne Ausbildung – mit langfristig schlechteren Perspektiven.
Schlechtere Chancen für geflüchtete Jugendliche
Jugendliche mit Fluchthintergrund gelangen deutlich seltener in eine Ausbildung (36,8 % vs. 50,8 %). Das kann daran liegen, dass sie oft Sprachbarrieren haben und das duale Ausbildungssystem nicht kennen. Sie besuchen dafür häufiger berufsbildende Schulen mit allgemeinbildendem Abschluss, z. B. eine Fachoberschule. Außerdem haben geflüchtete Jugendliche öfter „unsichere“ Übergänge in Ausbildung oder Beschäftigung: 9,5 % nahmen eine Erwerbstätigkeit ohne Ausbildung auf (vs. 7,9 % bei Personen ohne Fluchthintergrund) und 16,7 % mündeten in Arbeitslosigkeit (vs. 12,7 %).
Seltenere Teilnahme an Berufsorientierung bei geflüchteten Jugendlichen
Allgemeinbildende Schulen bieten eine Reihe von Angeboten der Berufsorientierung an. Dazu gehören neben Informationen im Unterricht und individueller Beratung auch Praktika, Schnuppertage und Ausbildungsmessen. Geflüchtete berichten in der Studie seltener von verfügbaren Angeboten an ihrer Schule. Beispielsweise sagen nur 77 %, dass ein Schulpraktikum angeboten wurde (vs. 93 % ohne Fluchthintergrund).
Mögliche Ursachen für dieses Ergebnis könnten sein: Geflüchtete konzentrieren sich in Regionen mit geringerem Berufsorientierungsangebot; kürzlich Zugewanderte haben die Angebote an der Schule zeitlich verpasst; Geflüchtete werden aufgrund von Sprachbarrieren nicht auf bestimmte Angebote aufmerksam.
Von einem geringeren Interesse der geflüchteten Jugendlichen an der Berufsorientierung ist nicht auszugehen, da sie – wenn sie teilnehmen – die Angebote häufiger als hilfreich bewerten als die übrigen Jugendlichen.
Wirkung von Angeboten der Berufsorientierung
Jugendliche, die Berufsorientierungsangebote als unterstützend empfinden, sind erfolgreicher beim Übergang in eine Ausbildung. Dagegen sind Jugendliche, die die Angebote als bevormundend erleben, weniger erfolgreich und unzufriedener. Aber auch Jugendliche, die bereits wussten, welchen Beruf sie lernen möchten, und daher keine orientierenden Angebote in Anspruch genommen haben, haben eine höhere Chance auf das Erreichen eines Berufsabschlusses und weisen eine höhere Zufriedenheit auf.
Zur Studie
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) schreibt im REPORT 3|2025:
„Bei der BA-BIBB-IAB-Bewerberstudie 2024 handelt es sich um eine schriftlich-postalische Repräsentativbefragung von Ausbildungssuchenden, die im Vermittlungsjahr 2023/2024 bei der BA als ausbildungsstellensuchend gemeldet waren. Von den rund 414.500 gemeldeten Ausbildungssuchenden (definierte Grundgesamtheit) wurden 60.000 zufällig ausgewählt. Die Stichprobe besteht aus zwei separaten Teilstichproben: erstens 6.000 Personen mit Fluchthintergrund, sodass mit den Daten der Studie zuverlässige Aussagen für diese vergleichsweise kleine Befragtengruppe getroffen werden können, und zweitens 54.000 Personen ohne Fluchthintergrund. Die zur Befragung ausgewählten Personen wurden angeschrieben und gebeten, einen vierseitigen Fragebogen auszufüllen und zurückzusenden. Die Befragung dauerte von Mitte November 2024 bis Ende Januar 2025. Insgesamt liegen 6.011 auswertbare Interviews vor. Die bereinigte Rücklaufquote beträgt somit 10 Prozent. Für weitere Details siehe Keßler et al. (2025).“
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