Ferien: Zwischen Erholung, Planung und Burn-out-Prävention

In diesem Artikel geben wir viele praktische Tipps, wie Sie die Ferien sinnvoll für sich nutzen können.
Eine Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter auf einem Bootssteg und blickt zum Wasser sowie Horizont.
In den Ferien sind bewusste Ruhephasen wichtig für die mentale Gesundheit. Foto: von Renan_Brun über Pixabay

Berufsschullehrkräfte haben auf dem Papier rund zwölf Wochen unterrichtsfreie Zeit im Jahr. Das ist deutlich mehr als die meisten Erwerbstätigen. Doch nur ein Teil davon ist echter Urlaub. Der Großteil dieser Zeit wird von vielen Lehrkräften genutzt, um Prüfungen zu korrigieren, Fortbildungen zu absolvieren, Absprachen mit Ausbildungsbetrieben und Kammern zu treffen oder den Unterricht vorzubereiten. Gleichzeitig steigt die Belastung im System spürbar: Lehrermangel, übervolle Klassen und die wachsende Bürokratisierung führen bei vielen Berufsschullehrkräften zu Stress. Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, die Ferien bewusst zur Erholung zu nutzen – und auch zur Burn-out-Prävention. Denn wer permanent überlastet ist, nützt langfristig weder sich selbst noch seinen Schülerinnen und Schülern.

Warnsignale ernst nehmen

Bei Berufsschullehrkräften ist häufig nicht die Menge der Arbeitsstunden entscheidend, sondern die psychische Belastung durch unterschiedliche Erwartungen seitens der Eltern, Schulleitung oder Kultusbehörden. Hinzu kommt ein hoher Anspruch an sich selbst: Wenn sie ausfallen, droht zugleich der Ausfall von Prüfungen oder die Gefährdung von Ausbildungsabschlüssen. Diese Gedanken bauen in Lehrkräften inneren Druck auf und können am Ende zu einem Zustand der völligen Erschöpfung führen. Lehrkräfte zählen daher zur Risikogruppe, was Burn-out betrifft. Umso wichtiger ist es, dass Warnsignale rechtzeitig erkannt werden: Wer im Urlaub nicht mehr abschalten kann und mit seinen Gedanken ständig in der Schule ist, hat möglicherweise schon ein Burn-out-Frühstadium erreicht.  

Strategien gegen das „Nicht-Abschalten-Können“

Was können Sie als Lehrkraft tun, um die Gedanken vom Schulalltag zu lösen? 

  • Positive Aktivitäten: Lassen Sie Ihre Ferien nicht einfach verstreichen, sondern füllen Sie sie mit schönen Unternehmungen, die Ihnen Freude bereiten – ob Reisen, Freunde treffen oder in Ruhe ein Buch lesen.
  • Abgrenzung von der Arbeit: Stellen Sie das Lesen Ihrer schulischen E-Mails in den Ferien in einem fest definierten Zeitraum vollständig ein. Wenn Sie immer erreichbar sind, bleiben Sie auch mental im Dienst.
  • Klarer Startzeitpunkt für Vorbereitungen: Legen Sie einen konkreten Zeitpunkt gegen Ferienende fest, ab dem sich Ihre Gedanken wieder rund um die Schule drehen dürfen.
  • Tagesstruktur zum Ferienende: Beginnen Sie in den letzten Ferientagen, wieder eine schulähnliche Tagesstruktur mit regelmäßigen Aufstehzeiten, leichter geistiger Arbeit und Bewegung aufzubauen. So bereiten Sie sich mental auf den Arbeitsalltag vor. 


Diese Maßnahmen können Ihnen helfen, psychisch eine echte Pause zu erleben, ohne sich gleichzeitig den Wiedereinstieg zu erschweren.

Urlaub als Prozess der Wiederherstellung

In den Ferien befinden sich viele Lehrkräfte im Zwiespalt: Einerseits erwarten das Kollegium, die Schulleitung oder die Ausbildungsbetriebe auch im Urlaub eine gewisse Präsenz, andererseits können Lehrkräfte aber ohne echte Erholung das nächste Schuljahr nicht gut meistern. Bei vielen Burn-out-gefährdeten Lehrkräften schwingt permanent die Angst mit: „Wenn ich jetzt nichts vorbereite, fällt alles zusammen“. Der innere Antreiber wird somit zur Gefahr. Dabei sollte der Urlaub als das verstanden werden, was er ist: ein geschützter Raum zum Aufladen des psychischen Akkus.

Ferien aktiv gestalten

Mit diesen Tipps können Sie Ihre Ferien ausgewogen gestalten und Ihre Akkus auffüllen:  

  • Ferien in realistische Zeitblöcke einteilen: Strukturieren Sie Ihre Ferien sinnvoll. Eine Einteilung für die großen Ferien könnte beispielsweise sein, dass Sie zwei bis drei Wochen für Urlaub ohne schulische Themen einplanen, gefolgt von ein bis zwei Wochen für Unterrichtsvorbereitung, Projektentwicklung oder Korrekturen. Die Restzeit können Sie sich flexibel einteilen, z. B. mit Fortbildung, Hobbys oder Familie.
  • Gezielte Erholung: Gönnen Sie Ihrem Körper eine Auszeit, indem Sie einfach nur Schlafen oder Entschleunigen. Sie dürfen auch mal „nichts tun“, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Tun Sie sich etwas Gutes und gehen Sie Ihren Hobbys nach. Unternehmungen in der Natur und das Pflegen von sozialen Kontakten sind Balsam für die Seele. Dazu ist es wichtig, dass Sie in der Zeit Ihre schulischen Geräte ausschalten und auch privat nicht immer online sind.
  • Selbstreflexion und Austausch: Um Ihre mentale Gesundheit zu stärken, ist es wichtig zu hinterfragen, wie sehr Sie sich antreiben. Sind Ihre Ansprüche realistisch oder betreiben Sie bereits einen überhöhten Perfektionismus? Oft hilft es auch, sich Feedback von dem Kollegium einzuholen und zu schauen, wie andere ihre Ferien organisieren.

Sanfte Rückkehr in den Schulalltag

Der Übergang zurück in den Arbeitsmodus fällt vielen schwer. Die Gedanken an den Schulbeginn können schlaflose Nächte verursachen, doch das ist nicht automatisch bedenklich. Erst wenn diese Zustände mehrere Wochen anhalten oder dauerhaft belasten, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Für einen angenehmen Start nach den Ferien, sollten Sie Ihren Tagesrhythmus in den letzten freien Tagen unbedingt an Ihren Arbeitsalltag anpassen. Hierzu empfiehlt sich, früh aufzustehen, eine leichte geistige Betätigung und etwas Bewegung. So können Sie als Lehrkraft erholt und voller Energie ins Klassenzimmer zurückkehren.

Hilfestellen bei akutem Burn-out

Wenn Sie merken, dass Sie total ausgebrannt und erschöpft sind und sich über längere Zeit nicht erholen konnten, gehen Sie bitte zum Arzt. Erster Ansprechpartner ist in der Regel die Hausarztpraxis. Benennen Sie Ihre Symptome und Ihren Verdacht deutlich. Die Hausärztin oder der Hausarzt wird das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen und einige Untersuchungen vornehmen, um körperliche Ursachen auszuschließen. Wenn nötig, werden Sie an einen Psychotherapeuten oder Psychiater überwiesen.

Es gibt auch die Möglichkeit, Hilfetelefone in Anspruch zu nehmen:

 

Tauschen Sie sich auch mit Ihrer Familie sowie Ihren Kollegen und Kolleginnen aus – Sie werden sehen, Sie sind nicht allein. Sie müssen sich nicht schämen, Burn-out kann jedem Menschen passieren. Im besten Fall entsteht eine vertrauensvolle Gemeinschaft, die Sie unterstützen kann.

Mehr zu Thema Burn-out finden Sie in unserem Artikel Burn-out bei Lehrkräften.

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Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
aktualisiert: 07.08.2025