Burn-out bei Lehrkräften

Woran erkennt man Burn-out, welche Ursachen gibt es und wie kann man ihn vermeiden?
Eine Statue stützt den Kopf auf die Hand.
Durch die vielfältigen Anforderungen im Job sind Lehrkräfte besonders gefährdet, einen Burn-out zu erleiden. Bildquelle: pixabay / photosforyou

Lehrkräfte sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen besonders häufig von psychischen Erkrankungen und Burn-out-Symptomen betroffen. Das wurde bereits vor der Corona-Pandemie in wissenschaftlichen Studien zur Lehrergesundheit gezeigt. Aber was ist eigentlich ein Burn-out? Laut ICD-Katalog, dem wichtigsten, weltweit anerkannten Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, ist Burn-out kein eigenständiger medizinischer Befund. Das Burn-out-Syndrom ist eher eine Sammlung mehr oder weniger spezifischer Symptome wie Antriebslosigkeit, anhaltender Müdigkeit und einem Gefühl der Leere, die als Reaktion auf andauernden Stress und Überlastung am Arbeitsplatz auftreten. Es gibt starke Überschneidungen mit dem Krankheitsbild der Depression, allerdings erfüllt nur etwa jeder sechste Mensch, der sich ausgebrannt fühlt, tatsächlich auch die Kriterien einer Depression.

In diesem Beitrag informieren wir Sie darüber, welche Symptome und Risikofaktoren es für Burn-out gibt und mit welchen Maßnahmen Sie sich davor schützen können. Am Ende finden Sie auch Hinweise zu Hilfestellen.

Anzeichen für einen Burn-out

Die Symptome können individuell unterschiedlich ausfallen. Folgende Anzeichen werden häufig im Zusammenhang mit dem Burn-out-Syndrom beschrieben:

  • Emotionale und körperliche Erschöpfung und Müdigkeit: Die normalen Erholungsphasen reichen nicht mehr aus und Betroffene haben das Bedürfnis nach immer mehr Ruhepausen. Sie haben das Gefühl, ihren Aufgaben nicht mehr adäquat nachkommen zu können.
  • Reduzierte Leistungsfähigkeit: Die Konzentration lässt nach, man wird vergesslich, es passieren Fehler, Entscheidungen fallen schwer. Betroffene versuchen dann oft, durch noch mehr Arbeit gegenzusteuern, und belasten sich damit noch mehr. Die Angst vor dem Versagen wird größer.
  • Rückzug: Die Erschöpfung führt dazu, dass sich Betroffene immer weniger mit Freunden und Familie treffen und ihre Hobbies vernachlässigen.
  • Erleben von Misserfolg: Die Betroffenen haben häufig das Gefühl, dass sie trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken. Es mangelt an Erfolgserlebnissen. Darunter leidet der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit.
  • Reizbarkeit: Außerdem können erhöhte Reizbarkeit und innere Unruhe hinzukommen.
  • Depersonalisierung: Mit dieser Reaktion auf die Überlastung stellen die Betroffenen eine Distanz zwischen sich selbst und ihren Schülerinnen und Schülern her. Das äußert sich in Zynismus und einer zunehmenden Gleichgültigkeit den Lernenden gegenüber.
  • Hoffnungslosigkeit: Das Gefühl der inneren Leere und Antriebslosigkeit kann dazu führen, dass nichts mehr Spaß macht, alle Tätigkeiten mit Anstrengung verbunden sind und schließlich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit auftreten.
  • Psychosomatische Anzeichen: Neben der Gefühlswelt kann auch der Körper betroffen sein und Symptome wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen und Verdauungsprobleme entwickeln.

Risikofaktoren für Burn-out bei Lehrkräften

Der Lehrberuf an der Berufsschule ist von einer Fülle an unterschiedlichen Aufgaben geprägt. Die Lehrkraft ist nicht nur pädagogisch und vermittelnd tätig, sondern auch beratend, steuernd und verwaltend. Sie nimmt also unterschiedlichste Rollen ein und ein großer Teil davon ist mit sozialer und interaktiver Emotionsarbeit verbunden. Das kann in Kombination mit anderen Faktoren zur Belastung werden und schließlich zum Burn-out führen. Wir stellen Ihnen im Folgenden einige gefährdende Faktoren für Burn-out vor.

  • Hohe Arbeitszeit: Im Gegensatz zu anderen Berufen ist nur ein Teil der Arbeitszeit festgelegt, das heißt, einige Aufgaben werden zuhause und außerhalb der Unterrichtszeiten erledigt. Den klassischen Feierabend gibt es also nicht. Wir berichteten bereits über eine Studie zur Arbeitszeit von Berufsschullehrkräften, die unter anderem zeigt, dass ein Großteil auch am Abend und am Wochenende arbeitet.
  • Sehr starkes Engagement: Laut der Zeitschrift Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin (ASU) Zeitschrift für Prävention scheint ein besonderes Phänomen bei Lehrkräften das sogenannte Overcommitment zu sein, also eine erhöhte Verausgabungsbereitschaft. Dieses Überengagement kann zu einem Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Erholung führen.
  • Konflikte und Lärm: Weitere belastende Faktoren sind das Verhalten schwieriger Schüler und Schülerinnen sowie Konflikte im Kollegium, mit der Schulleitung und mit den Eltern. Auch überhöhte Erwartungen der Eltern, fehlende Anerkennung und große Klassen können belastend sein. Mit Letzterem gehen auch Risikofaktoren wie Lärm und Raumklima einher. 
  • Mangelnde Erholung: Ein weiteres Problem können die wenigen und kurzen Pausen im Schulalltag sein, die noch dazu oft zur Interaktion mit Lernenden oder für verwaltende Aufgaben genutzt werden.
  • Innere Risikofaktoren: Maßgeblich für einen Burn-out sind in der Regel äußere Faktoren. Dennoch können innere Risikofaktoren einen Burn-out begünstigen. Dazu zählen geringe Stressbewältigungskompetenzen, zu wenig gedankliche Distanzierung von der Arbeitssituation und Resignation bei Misserfolgen.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Burn-out

Um langfristig gesund zu bleiben, können Sie selbst präventiv einige der Risikofaktoren für Burn-out eindämmen. Hier haben wir für Sie einige Tipps zusammengestellt.

  • Stress rechtzeitig erkennen: Jeder und jede kann unterschiedlich gut mit Stress umgehen, aber das Gute ist: Den Umgang mit Stress kann man lernen. Dazu gehört in erster Linie, eigene Stress-Symptome frühzeitig erkennen zu können, um dann mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern. Sie finden im Internet zahlreiche Artikel, Bücher und Stressbewältigungskurse zum Thema. Zum Beispiel kann der Artikel zu Warnsignalen des Körpers bei Stress der AOK als Einstieg dienen. Das Buch „Stress – verstehen, erkennen und bewältigen“ von Sarah Egger kann helfen, Anzeichen von Überforderung bei sich selbst zu erkennen, und stellt einen ganzheitlichen Ansatz zum Umgang mit Stress vor. Kürzlich erschienen ist das Buch „Gelassen und sicher im Stress: Das Stresskompetenz-Buch“ von Gert Kaluza.
  • Regelmäßige Ruhezeiten: Schaffen Sie sich selbst klare Arbeitszeiten und Ruhezeiten. Die Freizeit ist wichtig, um wieder Kraft tanken zu können. Versuchen Sie, in der Freizeit möglichst wenig an die Schule zu denken, auch wenn es schwerfällt.
  • Freizeitstress vermeiden: Nutzen Sie Ihre Freizeit zum Ausgleich, aber überladen Sie sich nicht mit Freizeitaktivitäten. Auch das kann zu anstrengend werden. Treffen Sie Freunde, gehen Sie in die Natur, machen Sie Sport – was auch immer Ihnen hilft, zu entspannen und den Kopf freizubekommen.
  • Fitness: Achten Sie auch auf ausreichende Bewegung und eine ausgewogene Ernährung, denn jede Art von körperlicher Betätigung ist wirksam gegen Stress. Wichtig ist: Die Sportart muss Ihnen Spaß machen! Ausdauersport wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen bewirkt eine Ausschüttung des Glückshormons Endorphin, das Stress verringern kann. Auch Kraftsport, Entspannungsübungen oder Spazierengehen sind nützlich gegen Stress.
  • Nicht zu viele Aufgaben: Nehmen Sie sich vor, auch mal Nein zu sagen. Um der eigenen Gesundheit nicht zu schaden, ist es wichtig, die eigenen Belastungsgrenzen zu kennen und zu beachten. Priorisieren Sie Ihre Aufgaben und lassen Sie Unwichtiges bzw. niedrig priorisierte Aufgaben auch einfach mal weg, wenn das möglich ist.
  • Motivation: Planen Sie in Ihrem Unterricht Projekte mit den Lernenden ein, die Ihnen Spaß machen und Sie motivieren können.

Hilfestellen bei akutem Burn-out

Wenn Sie merken, dass Sie total ausgebrannt und erschöpft sind und sich über längere Zeit nicht erholen konnten, gehen Sie bitte zum Arzt. Erster Ansprechpartner ist in der Regel die Hausarztpraxis. Benennen Sie Ihre Symptome und Ihren Verdacht deutlich. Die Hausärztin oder der Hausarzt wird das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen und einige Untersuchungen vornehmen, um körperliche Ursachen auszuschließen. Wenn nötig, werden Sie an einen Psychotherapeuten oder Psychiater überwiesen.

Es gibt auch die Möglichkeit, Hilfetelefone in Anspruch zu nehmen:

 

Tauschen Sie sich auch mit Ihrer Familie sowie Ihren Kollegen und Kolleginnen aus – Sie werden sehen, Sie sind nicht allein. Sie müssen sich nicht schämen, Burn-out kann jedem Menschen passieren. Im besten Fall entsteht eine vertrauensvolle Gemeinschaft, die Sie unterstützen kann.

Maßnahmen der Schulen

Viele Schulen bieten Hilfestellung und vor allem vorbeugende Maßnahmen für die Lehrergesundheit an. Wenn Sie als Schulleitung sich gerne mehr darüber informieren möchten, können wir Ihnen das Handbuch Lehrergesundheit – Impulse für die Entwicklung guter gesunder Schulen empfehlen. Auf Grundlage von Studienergebnissen zeigen DAK-Gesundheit und Unfallkasse Nordrhein-Westfalen mehrere Ansätze für die Schulentwicklung hin zu einer gesunden Schule auf.

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Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
aktualisiert: 03.05.2024