Rekordhitze im Klassenzimmer

Wenn die Temperaturen im Sommer steigen, wird der Unterricht in vielen Berufsschulen für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte zur Belastungsprobe.
Eine Gruppe von fünf jungen Leuten sitzt bei sommerlichen Temperaturen auf einem Grünstreifen vor einem Gebäude. Die Personen haben ihre Notebooks, Schreibunterlagen sowie Getränke und Snacks dabei.
An heißen Tagen kann der Unterricht im Freien das Lernen erleichtern. © iStock / shironosov

Die zunehmende Sommerhitze stellt auch Berufsschulen vor neue Herausforderungen. Ohne strukturelle Verbesserungen in Gebäudetechnik und Schulorganisation droht eine Verschlechterung der Lernbedingungen. Damit Auszubildende auch in den heißen Monaten erfolgreich lernen können, braucht es zeitgemäße Konzepte und den politischen Willen zur Veränderung.

Ein zunehmendes Sommerproblem

Der Klimawandel ist längst im Klassenzimmer angekommen: In vielen Bundesländern steigen die Temperaturen in den Sommermonaten regelmäßig auf über 30 Grad. Die für den Unterricht angenehme Raumtemperatur von 20-22°C wird dabei schnell überschritten, sofern das Klassenzimmer nicht über eine Klimaanlage verfügt oder nicht ausreichend belüftet werden kann. Besonders Berufsschulen, die häufig in älteren Gebäuden aus den 60er- oder 70er-Jahren untergebracht sind, haben oft eine schlechte Wärmedämmung und nur einfach verglaste Fenster. Zudem sind sie häufig nur unzureichend mit Klimaanlagen ausgestattet. So wird die Luft in den Räumen in kürzester Zeit stickig, was wiederum zu müden, unkonzentrierten Schülerinnen und Schülern sowie gestressten Lehrkräften führt.

Gesundheitliche und lernpsychologische Folgen

Hohe Raumtemperaturen beeinträchtigen die kognitive Leistungsfähigkeit. Konzentration, Merkfähigkeit und Reaktionszeit nehmen ab, je wärmer es im Klassenzimmer wird. Auch Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme oder Schläfrigkeit treten bei Hitze vermehrt auf. Für Auszubildende, die oft an mehreren Tagen hintereinander langen Unterrichtseinheiten folgen müssen, kann das zu einer gesundheitlichen Belastung werden.

Rechtliche Lage: Gibt es hitzefrei?

In der allgemeinen Schule gibt es unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit von „Hitzefrei“. In Berufsschulen ist dies jedoch selten vorgesehen, insbesondere bei volljährigen Schülerinnen und Schülern oder blockweise stattfindendem Unterricht. Die Kultusministerien der Länder geben oftmals nur Empfehlungen zum Umgang mit Hitzetagen, verpflichtende Regelungen fehlen jedoch. Laut Arbeitsstättenverordnung sollte die Temperatur in Unterrichtsräumen 26 Grad nicht dauerhaft überschreiten – das ist jedoch in der Praxis oft nicht umsetzbar.

Lösungsansätze und Forderungen

Daher fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schon lange: „Es darf nicht beim Improvisieren bleiben. Der Hitzeschutz an Schulen muss endlich zur Chefsache werden.“ Um die Lernbedingungen bei hohen Temperaturen zu verbessern, braucht es klare und schnelle Handlungsoptionen und ein langfristiges Management. Dazu gibt es verschiedene Ansätze:

  • Bauliche Maßnahmen: Eine energetische Sanierung von Schulgebäuden mit baulichem Hitzeschutz, Gründächern, entsiegelten und begrünten Schulhöfe, Schattenspendern, Sonnensegeln, Wärmeschutzverglasung und Jalousien sorgt für niedrigere Temperaturen auf dem Schulgelände.
  • Technische Lösungen: Kurzfristig können Ventilatoren oder mobile Klimageräte Abhilfe schaffen. Langfristig sollten moderne Lüftungs- und Kühlsysteme installiert werden.
  • Organisatorische Maßnahmen: Gleitzeiten, verkürzter Unterricht oder das Verlegen in kühlere Räume wie Aula oder Keller können die Arbeits- und Lernbedingungen verbessern. Zudem sollte für alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte Trinkwasser zur Verfügung stehen. Ebenso ist es ratsam, eine in Erste-Hilfe und im Umgang mit Hitze/Ozon geschulte Person vor Ort zu haben.
  • Pädagogische Flexibilität: Praxisorientierte Unterrichtsformen, Gruppenarbeit im Freien oder digitale Alternativen wie Homeschooling bieten Möglichkeiten, den Unterricht trotz Hitze effektiv zu gestalten.
  • Gesetzliche Regelungen: Gewerkschaften und Schülervertretungen sprechen sich für klare gesetzliche Regelungen zu Hitzefrei oder Unterrichtsanpassungen bei Extremwetterlagen aus.

Pilotprojekt Hitzeaktionsplan

Wie Hitzeschutz in der Praxis funktioniert, zeigt der Landkreis Ludwigsburg. Mit dem Pilotprojekt Hitzeaktionsplan stellt der Landkreis konkrete Maßnahmenpläne für berufliche Schulen und weitere Institutionen vor. Auf der Homepage finden nicht nur Lehrkräfte wertvolle Tipps rund um das Thema Hitze und Gesundheit. In unserer HubbS-Mediathek finden Sie zudem das Merkblatt zum Umgang mit Hitze für berufliche Schulen und einen ausführlichen Maßnahmenplan, der im Rahmen des Hitzeaktionsplans vom Schulamt Ludwigsburg erstellt wurde und als Vorlage für Hitzeschutzmaßnahmen an Ihrer Schule dienen kann.

Als Anwendung installieren

Installieren Sie HubbS als App für ein besseres Nutzungserlebnis. Mehr erfahren.

Abbrechen
Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
aktualisiert: 04.07.2025