Zukunftslabore erproben partizipative Zusammenarbeit mit neuer Technologie
Ausbildung neu denken und gestalten, nicht nur technisch, auch didaktisch-methodisch, das ist das Ziel der Vernetzten Zukunftslabore Digitalisierung.
Die Idee dazu stammt aus der Feder zweier berufsbildender Schulen, dem Berufskolleg Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen und der Georg-von-Langen-Schule, Berufsbildende Schulen Holzminden, in Niedersachsen.
Die Vernetzten Zukunftslabore Digitalisierung sind ein im Rahmen des DigitalPakts Schule gefördertes länderübergreifendes gemeinsames Projekt, das unter der Federführung des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit dem Niedersächsischen Kultusministerium steht. Beratend begleitet wird das Vorhaben durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Beide berufsbildenden Schulen stehen vor denselben Herausforderungen: ländlicher Raum in Verbindung mit problematischer Infrastruktur und demografischem Wandel, organisatorisch und strukturell herausfordernd für eine Kooperation in einem Lebens- und Wirtschaftsraum, der in zwei Bundesländern liegt.
Die gemeinsamen Ziele der beiden Zentren Beruflicher Bildung sind es, ein umfangreiches Ausbildungsangebot aufrechtzuerhalten, eine innovative und technologisch zukunftsweisende schulische Ausbildung anzubieten und die 21st century skills, die in der Arbeitswelt 4.0 gefordert sind, wie lebenslanges Lernen und kollaborative Zusammenarbeit zu fördern sowie den Umgang mit Ambiguität vorzuleben.
Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der Förderung digitaler Schlüsselkompetenzen liegen: Medienkompetenz, Anwendungs-Know-how und informatische Grundkenntnisse. Aus den o. g. Gründen ist dieses Projekt daher auch von Bedeutung für die beteiligten Bundesländer und wurde entsprechend als länderübergreifendes Projekt im Rahmen des DigitalPakts Schule angelegt.
Im Fokus stehen themenspezifische Zukunftslabore – technisch hochmodern ausgestattet und durch Teilprojekte mit Leben gefüllt. Diese Labore zeichnen sich dadurch aus, dass Kommunikation, Kreativität und bundeslandübergreifende Kollaboration mit digitaler Unterstützung umgesetzt werden kann.
Die Arbeit in den Fachbereichen Sozialpädagogik, Gesundheit und Pflege sowie Automatisierungstechnik ist in ihren ersten beiden „Durchläufen“, die von Teilprojekten gekennzeichnet sind, nahezu abgeschlossen, zwei weitere Teilprojekte werden noch folgen.
Grundlage der Teilprojekte ist ein ganzheitlicher handlungsorientierter Bildungsansatz. Schülerinnen und Schüler gestalten den Prozess und sind von der Ideenfindung bis zum fertigen Produkt aktiv tätig. Lernergebnisse resultieren somit maßgeblich aus der eigenständigen Arbeit und fördern damit ein selbstständiges berufliches Handeln im Rahmen beruflicher Selbstkompetenz.
Im Labor für Sozialpädagogik, Gesundheit und Pflege wurde bspw. auf Initiative der Auszubildenden und Studierenden in den Bereichen Sozialpädagogik und Pflege als schulisches Projekt eine App (zum internen Gebrauch) entwickelt, die als Kommunikationstool die Übergabe von Informationen unter Fachkräften in die anschließende Betreuung unterstützt.
Übertragen auf den Arbeitsbereich Pflege kann mittels der App die Übergabe von relevanten Informationen zu den Bewohnenden von einer Schicht zur nächsten gewährleistet werden. Zentrales Kompetenzerwerbselement ist das Fördern der beruflichen Kommunikationskompetenz, und zwar fachbereichsübergreifend; hier sind dies Lernende aus dem Fachbereich Sozialpädagogik mit Lernenden aus dem IT-Bereich. Die Lehrkräfte unterstützen bei diesen interdisziplinären Projekten die Lernprozesse der Lernenden durch adäquate fachtheoretische Impulse und insbesondere in ihrer Funktion als Lerncoaches.
Die angehenden Industriemechaniker und Industriemechanikerinnen haben im schulischen Automatisierungslabor einen „Opener“ entwickelt, der das Öffnen von Flaschen vereinfachen soll und so Menschen mit Einschränkungen mehr Selbstständigkeit ermöglichen kann. In der praktischen Umsetzung wird hierfür eine neue Automatisierungsanlage genutzt, die die bereits vorhandene Technik, wie 3D-Drucker, mit neuen Komponenten, wie einer Fotozelle, zur Qualitätskontrolle miteinander verbindet und erweitert. Da es um Digitalisierung geht, sind Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich IT natürlich ebenso eingebunden, aber auch andere Berufsbereiche wie Metalltechnik und Elektrotechnik partizipieren in den Teilprojekten.
Im Mittelpunkt aller Teilprojekte steht die interdisziplinäre und kollaborative Zusammenarbeit von Lernenden, Lehrenden, der Schulen, und zwar aus verschiedenen Berufsbereichen.
Schon seit dem Auftakt der ersten Teilprojekte werden Erkenntnisse gesammelt, was erfolgreich im Lern-Lehr-Prozess funktioniert und was verbessert werden kann. Diese werden kontinuierlich ausgewertet und kommen nicht nur den weiteren Teilprojekten zugute, sondern legen auch den Grundstein für die Sammlung von Gelingensbedingungen und Handlungsempfehlungen für partizipatives Projektlernen als übergreifendes Ziel im Rahmen eines kompetenzorientierten Unterrichtsansatzes. Diese Dokumentation wird nach Abschluss der Projektlaufzeit als „Handwerkszeug“ für interessierte Schulen zur Verfügung gestellt werden.
Schon jetzt gibt es aber verschiedene Möglichkeiten des Austauschs, wie der halbjährige Think Tank als Online-Plattform zum Austausch mit Interessierten sowie Akteurinnen und Akteuren anderer Projekte oder ab September 2024 ask me anything Sessions. Alle Informationen zu den verschiedenen Formaten, dem aktuellen Projektstand und bisherigen Erkenntnissen finden sich auf der Projekt-Homepage der Zukunftslabore: https://www.zukunftslabore.de.