Übergangssektor für viele Jugendliche überflüssig?
Die Bertelsmann Stiftung und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung haben 1540 Fachkräfte in diesem Sektor bundesweit befragt und überraschende Antworten bekommen.
Jedes Jahr beginnen rund 250.000 Jugendliche eine Maßnahme im sogenannten Übergangssektor. Gleichzeitig bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt, so wie im Jahr 2024 knapp 70.000. Das muss nicht so sein, meinen die Fachkräfte, welche die Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz vorbereiten. Sie sind sich im Kernergebnis der repräsentativen Online-Befragung einig, dass 26,3 % der Jugendlichen im Übergangssektor sofort eine Ausbildung beginnen könnten, wenn es einen Ausbildungsplatz für sie gäbe. Weiteren 36,4 % der Jugendlichen trauen sie dies ebenfalls zu, sofern sie dabei professionell begleitet werden. Nur für rund ein Drittel der jungen Menschen im Übergangssektor seien dessen Angebote tatsächlich sinnvoll.
Im Übergangssektor erwerben die Jugendlichen fehlende Kompetenzen, um eine Ausbildung antreten können. Etwa zwei Dritteln der Jugendlichen im Übergangssektor gelingt es, innerhalb von drei Jahren eine Ausbildung anzufangen. Viele junge Menschen bleiben jedoch langfristig ohne einen Ausbildungsabschluss. Doch auch das muss nicht sein. 83 % der Fachkräfte wünschen sich mehr Zeit für die direkte Arbeit mit Jugendlichen, um sie möglichst individuell fördern und auf die Ausbildung vorbereiten zu können.
Die Befragung erarbeitet drei zentrale Handlungsempfehlungen:
Die Ausbildung soll gestärkt werden: „Die Zahl der direkten Übergänge in Ausbildung kann und muss erhöht werden. Dies sollte zum einen durch mehr individuelle Förderung und Begleitung vor und während der Ausbildung erfolgen, zum anderen durch eine Flexibilisierung des Ausbildungssystems, um die Einstiegshürden zu senken.“
Die Übergangsbegleitung soll individueller werden: „Maßnahmen und Projekte im Übergangssektor sollten so konzipiert und ausgestaltet sein, dass der Spielraum für individuelle Begleitung so groß wie möglich ist. Je individueller die Begleitung und Unterstützung am Übergang ist, desto besser werden die Übergangs- und Ausbildungschancen.“
Die Ausbildungsgarantie soll nachgebessert werden: „Die Regelungen des im August 2024 in Kraft getretenen Gesetzes zur Ausbildungsgarantie sind noch zu wenig bekannt und reichen voraussichtlich nicht aus, um eine spürbare Verbesserung der Übergangssituation zu erreichen. Hier gilt es zum einen, die gesetzlichen Regelungen deutlich bekannter zu machen, und zum anderen, mit kritischem Blick zu beobachten, ob die Ausbildungsgarantie in der verabschiedeten Form halten kann, was der Name verspricht.“