Neue OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2024“

Die OECD-Studie gibt Einblicke in die Entwicklung der Bildungssysteme zahlreicher Länder, darunter auch Deutschland. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Chancengerechtigkeit.
Auszubildende arbeiten am Computer
© iStock / Phynart Studio

Benachteiligung von einkommensschwachen Familien

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass die Benachteiligung von einkommensschwachen Familien bereits in der frühkindlichen Bildung beginnt, da weniger Kinder aus diesen Familien diese Angebote wahrnehmen: „In den Ländern mit verfügbaren Daten nehmen Kinder aus einkommensschwachen Familien im Durchschnitt um 18 Prozentpunkte seltener vor dem Alter von 3 Jahren an Angeboten der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung teil.“ Weiter heißt es in der Studie: „Diese frühe Benachteiligung setzt sich über die verschiedenen Bildungsbereiche fort, beeinträchtigt die Leistungen in den Prüfungen des Primar- und Sekundarbereichs und verringert die Wahrscheinlichkeit, den Sekundarbereich II und den Tertiärbereich abzuschließen.“ Viele OECD-Länder haben dieses Problem erkannt und die öffentlichen Ausgaben für den Elementarbereich erhöht, zwischen 2015 und 2021 im Durchschnitt um 9 %, in Deutschland sogar um 42 %. Im OECD-Durchschnitt nehmen 83 % der 3- bis 5-jährigen Kinder an Bildungsangeboten teil, 2013 waren es noch 79 %.

Viele Schulabbrecher in Deutschland

Doch obwohl Deutschland verstärkt in seine Bildung investiert, liegt die Schulabbrecherquote zwei Prozent über dem OECD-Durchschnitt von 14 Prozent. Deutschland ist eines von nur vier OECD-Ländern, in denen der Anteil junger Erwachsener im Alter von 25 und 34 Jahren ohne Abschluss im Sekundarbereich II zwischen 2016 und 2023 stieg. Damit hatte fast jeder Sechste im Alter von 25 bis 34 Jahren 2023 weder einen beruflichen Abschluss noch die Hochschulreife. Das sind rund 1,7 Mio. Menschen. 

Eine weitere Herausforderung seien die seit einiger Zeit bestehenden schlechten Lernergebnisse von Schülerinnen und Schülern: „Der Anteil leistungsschwacher 15-Jähriger in der Internationalen Schulleistungsstudie PISA hat sich in vielen Ländern seit 2012 nicht verändert oder ist sogar gestiegen.“ Je nach sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund gebe es große Unterschiede beim Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Mindestkenntnissen in Mathematik.

Frauen werden benachteiligt

Chancenungerechtigkeit betrifft laut der Studie auch viele Frauen. Obwohl Mädchen bei fast allen Bildungsmaßnahmen besser abschneiden als Jungen, sind Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin erheblichen Benachteiligungen ausgesetzt: „Die Beschäftigungsquote der 25- bis 34-jährigen Frauen ohne Abschluss im Sekundarbereich II liegt bei 47 gegenüber 72 % bei ihren männlichen Kollegen. Selbst unter denjenigen mit Abschluss im Tertiärbereich liegt die Beschäftigungsquote der Frauen um 6 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Sie verdienen auch deutlich weniger, im Durchschnitt 15 % weniger bei denjenigen ohne Abschluss im Sekundarbereich II und 17 % weniger bei denjenigen mit Abschluss im Tertiärbereich.“ 

Zu wenig Lehrkräfte in allen Fächern

Als Ursachen für die Probleme im deutschen Bildungssystem werden unter anderem fehlende Kita-Plätze und der bestehende Mangel an Lehrpersonal in allgemeinbildenden Schulen über alle Fächer hinweg genannt. Auch die anderen OECD-Staaten kennen dieses Problem: „Zu Beginn des Berichtsjahrs für Bildungsgänge 2022/2023 herrschte in 18 von 21 Ländern mit verfügbaren Daten Lehrkräftemangel, und dort war es nicht möglich, alle freien Lehrkräftestellen zu besetzen.“ 

Was läuft gut?

Die Studie zeigt auch einige positive Tendenzen in den OECD-Ländern auf:

  • Seit 2016 ist der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die weder in Beschäftigung noch in Ausbildung sind, im OECD-Durchschnitt von 16 auf 14 % gefallen. 
  • Zur gleichen Zeit hat sich der Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne Abschluss im Sekundarbereich II im OECD-Durchschnitt – anders als in Deutschland – von 17 auf 14 % verringert. 
  • Auch die Beschäftigungsmöglichkeiten haben sich verbessert: Die Beschäftigungsquote der 25- bis 34-Jährigen ohne Abschluss im Sekundarbereich II ist von 59 auf 61 % gestiegen und die derjenigen mit Abschluss im Sekundarbereich II hat sich von 76 auf 79 % erhöht.
  • Im Durchschnitt der OECD-Länder hat sich der Anteil der Frauen mit mindestens Bachelor- oder gleichwertigem Abschluss innerhalb einer Generation fast verdoppelt: von 24 % bei den 55- bis 64-Jährigen auf 47 % bei den 25- bis 34-Jährigen.

 

Hier finden Sie den vollständigen OECD-Bericht

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Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
aktualisiert: 18.09.2024