Leando Live 2024 in Berlin

Angeregter Austausch mit Ausbildungs- und Prüfungspersonal in Workshops zu Ausbildungsthemen
Dr. Catrin Hannken vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Prof. Hubert Ertl vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) auf der Leando Live Veranstaltung
Dr. Catrin Hannken (links) und Prof. Hubert Ertl (rechts) eröffneten die Veranstaltung.

Am 18. Juni waren wir zu Gast auf dem zweiten Jahresevent „Leando Live“ des Portals für Ausbildungs- und Prüfungspersonal. Zu Beginn der Veranstaltung stellten Dr. Catrin Hannken vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Prof. Hubert Ertl vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die aktuellen Fortschritte und Pläne für die Zukunft von Leando vor. Neben kuratierten Inhalten gibt es u.a. ein KI-gestütztes Empfehlungssystem und mehrere Online-Communitys zum Vernetzen. Weiterentwicklungen sind geplant zu Themen wie Modernisierung von Ausbildungsordnungen, KI im Ausbildungsalltag und Nachhaltigkeit als Herausforderung für die Ausbildung.

Dr. Felix Wenzelmann vom BIBB bei Leando Live 2024 in Berlin
Dr. Felix Wenzelmann analysierte die Ergebnisse der alle fünf Jahre bei 3000 ausbildenden und 1000 nicht ausbildenden Betrieben durchgeführten BIBB-Kosten-Nutzung-Erhebung.

Anschließend präsentierte Dr. Felix Wenzelmann vom BIBB spannende Zahlen und Erkenntnisse von der BIBB-Kosten-Nutzung-Erhebung 2017/2018 und es wurde deutlich, warum es sich auszahlt auszubilden. Denn auch wenn eine Ausbildung den Betrieb im Durchschnitt 6478 Euro pro Jahr kostet, lohnt sich diese Investition, denn über ein Drittel der ausgebildeten Fachkräfte bleiben dem Ausbildungsbetrieb langfristig erhalten. Das sei laut Dr. Wenzelmann ein großer Erfolg.

In den Pausen führten wir anregende Gespräche an unserem Stand. Eine Ausbilderin wünschte sich etwa eine stärkere Vernetzung mit Berufsschullehrkräften. Sie sehe bei ihren Azubis eine gewisse Diskrepanz zwischen den vermittelten Ausbildungsinhalten. Die neuesten Tools seien in der Berufsschule nicht immer bekannt, was man durch engeren Austausch verbessern könne. Aber sowohl bei HubbS als auch bei Leando stehen Lernortkooperationen und die Entwicklung geeigneter Tools ganz oben auf der Liste.

Workshops zu spannenden Ausbildungsthemen

Nachmittags konnte man sich in verschiedenen Workshops zu Themen aus der Ausbildungspraxis austauschen wie Medien- und IT-Kompetenz, digitale Grundkompetenzen in der Lernortkooperation sowie Lern- und Arbeitsaufgabenentwicklung. Expertinnen und Experten gaben Einblicke in ihre Arbeit und diskutierten gemeinsam mit den Teilnehmenden innovative Ansätze und Methoden, um die Qualität der Berufsausbildung zu verbessern.

Robin Rosenwanger von der Bundeszentrale für politische Bildung und Kamila Kokoschka vom Verein für Demokratie
Kamila Kokoschka und Robin Rosenwanger leiteten den Workshop „Demokratiebildung in der beruflichen Bildung“

Im Workshop „Demokratiebildung in der beruflichen Bildung“ stellte Robin Rosenwanger von der Bundeszentrale für politische Bildung zunächst die wichtigsten Ziele politischer Bildung vor: Politische Mündigkeit erreichen, Orientierung in der Arbeitswelt und der Gesellschaft ermöglichen sowie soziales Handeln, berufsethisches Handeln, Antidiskriminierung, Anti-Nazi-Aufklärung und Umgang mit politischen Entscheidungen. Jeder Mensch solle lernen, Widersprüche auszuhalten und einen konstruktiven Umgang damit zu finden. Anschließend gab Kamila Kokoschka vom Verein für Demokratie und Vielfalt in Schule und beruflicher Bildung Einblicke in ihre Arbeit mit Auszubildenden in Brandenburger Betrieben und stellte ihre Methodik vor. In Projekttagen baut sie Demokratiekompetenzen bei den Jugendlichen auf. Ziel sei es, eine kollegiale Arbeitsatmosphäre im Betrieb zu schaffen. 

In Gruppen wurde erarbeitet, wie man als Ausbildungsperson mit Herausforderungen wie etwa unterschiedlichen politischen Meinungen unter Azubis oder deren Zukunftsängsten umgehen könnte. Einige Ideen wurden anschließend im Plenum vorgestellt: Raum geben zum Reden, Etappenziele festlegen, klare Regeln des Umgangs mit diskriminierenden Vorfällen aufstellen und idealerweise eine einheitliche Wertestruktur im Unternehmen etablieren. Es wurde aber auch deutlich, dass es sehr unterschiedliche Ansätze zur Frage gibt, ob Politik in den Betrieb gehört: In einigen Unternehmen sind solche Diskussionen nicht erwünscht, damit man sich in der wenigen Zeit besser auf die Ausbildungsinhalte konzentrieren kann. In anderen werden solche Gespräche gefördert.

Dr. Oliver Nahm vom BIBB beim Workshop „Prompten: KI für die Ausbildungspraxis ‚trainieren‘“
Dr. Oliver Nahm erklärte, wie man gute Ergebnisse beim Prompten erhalten kann. 

In einem weiteren Workshop „Prompten: KI für die Ausbildungspraxis ‚trainieren‘“ zeigte Dr. Oliver Nahm vom BIBB, welche Möglichkeiten Künstliche Intelligenz für die Ausbildung schon heute bietet, wie das Prompten von Aufgaben funktioniert und welche Begrenzungen es bei der KI noch gibt. Dabei stellte er schöne Vergleiche vor wie den stochastischen Papagei: Das Sprachmodell der KI ist zwar in der Lage, menschlich wirkende Sprache zu erzeugen, versteht aber den tatsächlichen Sinn der verarbeiteten Sprache nicht. Es plappert nur nach, was es aufgefangen hat, setzt Sätze nach dem Prinzip der Wahrscheinlichkeit zusammen. Dadurch kann es auch immer wieder zu sogenannten Halluzinationen (also teilweise absurden Fehlern) sowie rassistischen und sexistischen Vorurteilen kommen. Man könne sich die KI wie einen belesenen Praktikanten vorstellen, der einen Haufen Informationen hat, aber aufgrund seiner geringen Erfahrung noch sehr fehleranfällig agiere und deshalb alles besonders ausführlich erklärt bekommen müsse.

Herr Dr. Nahm vermittelte gute Tipps fürs Prompten: Man solle vom Ziel her denken, die Zielgruppe und den Kontext berücksichtigen sowie das Format, die Struktur und die Länge des gewünschten Textes benennen. Hilfreich sei es auch, der KI Beispiele zu geben. Außerdem könne ein Dialog mit der KI dazu beitragen, das Ergebnis schrittweise zu verfeinern. Darüber hinaus stellte er Nutzungsmöglichkeiten von KI für Rollenspiele, Learning Analytics und Chatbots zur Lernunterstützung vor. Eine Erkenntnis der Veranstaltung, die ich mitgenommen habe, lautet: Die KI ist da, ob man es mag oder nicht. Wer sich damit beschäftigt und lernt, damit umzugehen, hat Vorteile gegenüber Menschen, die sich davor verschließen.

Insgesamt war Leando Live eine spannende und sehr inspirierende Veranstaltung.

Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
aktualisiert: 19.06.2024