Angeregte Diskussion auf der Didacta zu den Herausforderungen und Chancen des fachpraktischen Lehrens und Lernens
Der Didacta Verband und der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB) haben zur Podiumsdiskussion über die aktuellen Herausforderungen an den berufsbildenden Schulen in Bezug auf den fachpraktischen Unterricht geladen. Dabei ist der Unmut im Publikum über die derzeitige Situation der Werkstattlehrkräfte in Nordrhein-Westfalen (NRW) deutlich zu spüren.
Zum Einstieg macht Frank Hoppen vom Verband der Lehrerinnen und Lehrer in NRW darauf aufmerksam, dass sich in den letzten Jahren nichts an der unzufriedenstellenden Situation für Werkstattlehrkräfte in NRW verbessert habe: Sie arbeiten in der Regel 4,5 Stunden mehr als andere Lehrkräfte bei geringerer Bezahlung.
Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion in Nordrhein-Westfalen und derzeit Oppositionsführer, meint dazu, dass das Ministerium Werkstattlehrkräfte nicht für Lehrer halte, weil sie keine Akademiker seien und nicht studiert haben. Das sei ein Kernproblem. Ein weiteres sei der Qualitätsbegriff. So dürfe ein Sport- und Erdkundelehrer mit einer Fortbildung Prüfungen abnehmen, ein Meister aber nicht. Das müsse sich ändern.
Sven Mohr, Bundesvorsitzender des BvLB, weist darauf hin, dass Fachlehrkräfte das Problem haben, dass sie nur an Berufsschulen seien und deshalb an anderen Schulen keine Bekanntheit haben. Das führe dazu, dass Werkstattlehrkräften eine Lobby fehle. In Ausschüssen seien sie nicht drin.
Karin Kloppenburg, Lehrerin am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, sagt, dass Werkstattlehrkräfte Fachleute und Idealisten seien, die den Aufwand einer 18-monatigen Fachfortbildung auf sich nehmen. Frank Hoppen kritisiert, dass sich diese Fortbildung nicht im Deutschen Qualifikationsrahmen anrechnen lasse. Man erhalte dafür nur eine Teilnahmebestätigung. Die Frustration bei den Werkstattlehrkräften darüber, dass sie mit A9 herumeiern, sei groß. Es gebe derzeit eine hohe Aufhörquote. Zustimmung aus dem Publikum.
Sven Mohr fordert, dass mehr Anerkennung für Fachlehrkräfte geschaffen werden müsse. Das fange schon bei den Titeln an. Es sei doch seltsam, dass die Ausbildung der Werkstattlehrkräfte nur „Fortbildung“ heiße, während die anderen Lehrkräfte ein „Staatsexamen“ machen.
Frank Hoppen schlägt vor, die Berufsorientierung bereits in der Sekundarstufe I zu beginnen. Die Jugendlichen, die zur Ausbildung kommen, seien oft zu spät dran. Sie sollten die handwerklichen Berufe nicht erst kennenlernen, wenn sie 16 sind, sondern schon mit acht. Es sei oft keine Wertschätzung gegenüber dem Handwerk gegeben.
Schließlich meldet sich ein Werkstattlehrer aus dem Publikum zu Wort: Er fände gut, wenn er den Status eines Lehrers erhalten würde. Derzeit müsse er den Jugendlichen, die gerne zu ihm in die Werkstatt kommen, sagen, dass sie besser in Mathe aufpassen sollen, wenn sie später gut verdienen wollen. Das sei doch schade. Da applaudiert das Publikum.
Sven Mohr sagt zum Abschluss, dass der BvLB mit der KMK und der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission über Verbesserungen für Berufsschullehrkräfte diskutieren wolle. Er werde versuchen, die KMK zu überzeugen, sich mehr um die Fachlehrkräfte zu kümmern.
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