jakobb 2025: Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani über Heterogenität und Superdiversität

Der Professor für Migrations- und Bildungssoziologie zeigt kommende Herausforderungen für Berufsschulen auf.
Der Professor für Migrations- und Bildungssoziologie Aladin El-Mafaalani spricht am Rednerpult auf dem jakobb vor einem Publikum über Heterogenität und Superdiversität.
Der Professor für Migrations- und Bildungssoziologie Aladin El-Mafaalani spricht auf dem jakobb über Heterogenität und Superdiversität. © HubbS

Zum Auftakt des Jahreskongresses für berufliche Bildung (jakobb) stimmt der Soziologe Aladin El-Mafaalani die Teilnehmenden mit seinem Vortrag über Heterogenität und Superdiversität auf herausfordernde Zeiten ein. Superdiversität bedeutet nämlich nicht, dass Diversität besonders "super" ist, sondern (nach der Definition des Soziologen Steven Vertovec) dass unsere Gesellschaft um ein Vielfaches diverser ist, als sie es jemals zuvor war. 

Am Beispiel einer Grundschulklasse verdeutlicht El-Mafaalani, was das konkret bedeutet. Nach der Definition des Statistischen Bundesamts haben in dieser beispielhaften Klasse 60 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Neun von ihnen besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft, sechs nicht. Betrachtet man dieselbe Klasse jedoch genauer, stellt man fest, dass 68 Prozent der Kinder einen internationalen Familienhintergrund haben: Sie kommen aus elf Ländern, haben acht religiöse Zugehörigkeiten und sprechen zwölf Sprachen inklusive Deutsch. Diese ausgeprägte Heterogenität stellt die Lehrkräfte im Unterricht vor erhebliche Herausforderungen, für die eine halbe DaZ-Stelle kaum ausreichen dürfte. Zugleich wird genau diese Generation schon bald an die beruflichen Schulen kommen.

Anschließend beschreibt der Soziologe die oben genannte Generation genauer, indem er die Krisen benennt, mit denen die Kinder konfrontiert wurden: Im Alter von 7 bis 10 Jahren erlebten sie die Flüchtlingskrise von 2014 bis 2016. In den Jahren 2018 und 2019 zeigte die Bewegung „Fridays for Future“, dass es auch jungen Menschen möglich ist, sich Gehör zu verschaffen. Im Alter von 13 sowie 14 Jahren wurden sie während der Covid-19-Pandemie aus ihren Schulen ausgeschlossen und nach Hause geschickt. Kaum war die Pandemie vorbei, folgten der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Inflation und der Krieg in Gaza. Vor dem Hintergrund der vielen Krisen sei es nicht überraschend, dass die Gesundheitsdaten der betroffenen Generation problematisch ausfallen und die Ergebnisse der Leistungsstudien IGLU 2016 und PISA 2022 die bislang schlechtesten waren. 

2024 durfte diese Generation dann erstmals bei der Europawahl wählen. Dabei waren viele Menschen überrascht, wie das Wahlergebnis der jungen Wählerinnen und Wähler ausfiel. Die Auswertung brachte deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern hervor: Während bei den Jungen die AfD auf Platz 1 und die CDU auf Platz 2 lagen, favorisierten die Mädchen die Linkspartei und die Grünen auf Platz 1 und 2. Aladin El-Mafaalani betont, dass die AfD für die jungen Stimmberechtigten zur Normalität gehöre, weil sie keine Zeit kennen, in der es die AfD nicht gab.

Was bedeutet das für die Lehrkräfte? Aladin El-Mafaalani macht als Soziologe die bestehenden Problemfelder deutlich, ohne jedoch bereits Lösungen anzubieten. Gleichzeitig wird klar, dass Lehrkräfte deutlich mehr Unterstützung benötigen, als ihnen derzeit zur Verfügung steht, um diese superdiverse Schülerschaft erfolgreich unterrichten zu können.

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Autor
HubbS-Redaktion
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