Demokratiebildung in der (Berufs-) Schule

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission veröffentlicht eine Stellungnahme zu Demokratiebildung im Fachunterricht.
Porträt einer glücklichen, vielfältigen großen Gruppe multikultureller Freunde, die Händchen halten und High Five machen.
Demokratiebildung ist auch an beruflichen Schulen gefordert. © iStock / blackandbrightph

Aufgrund gesellschaftlicher Konflikte und globaler Krisen hält es die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz für erforderlich, die Demokratiebildung in den Schulen zu stärken und noch besser zu verankern. Dies betrifft in erster Linie den Bereich Politik / Geschichte, den es in den meisten Bundesländern auch an beruflichen Schulen als eigenes Unterrichtsfach gibt. Darüber hinaus muss die Demokratiebildung laut SWK aber auch als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip weiterentwickelt werden. Dazu sind engagierte Lehrkräfte und Schulleitungen unverzichtbar. Die SWK sieht die Demokratiebildung neben der Vermittlung fachlicher Inhalte und der Förderung von Chancengleichheit als zentrale Aufgabe aller Schulen.

Das sind die Empfehlungen der SWK:

  • Die Kompetenzziele der Demokratiebildung in den Fächern Politik und Geschichte sollen länderübergreifend abgestimmt werden und in Form von verbindlichen Bildungsstandards implementiert werden.
  • Es muss ein durchgängiges Unterrichtsangebot in den Fächern Politik und Geschichte von der Grundschule bis zum Ende der Sekundarstufe I sichergestellt werden. Dies soll sich an einem überarbeiteten Curriculum orientieren und am Leitbild geschichtsbewusster, mündiger Bürgerinnen und Bürger ausgerichtet sein.
  • Der Unterricht in den Fächern Geschichte und Politik bzw. in den entsprechenden Verbundfächern sowie im Sachunterricht soll gezielt weiterentwickelt werden. Der Unterricht soll an den Prinzipien Problemorientierung, Konfliktorientierung, Lebensweltorientierung und Handlungsorientierung ausgerichtet sein und außerschulische Lernorte wie Gedenkstätten einbeziehen.
  • Demokratiebildung muss als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip in allen Schulfächern verankert werden. In einem demokratischen Unterrichtsklima müssen Toleranz und Respekt die Grundlage der Interaktion zwischen Lehrkräften und Schülerschaft sein.
  • Die Demokratische Schulkultur soll durch eine gezielte Schulentwicklung gestärkt werden. Dafür sind demokratische Schulführung und die Möglichkeit der Mitwirkung für Alle elementar.
  • Die Lehrkräftebildung muss in Hinsicht auf einen fachlich und fachdidaktisch hochwertigen Geschichts- und Politikunterricht, für Demokratiebildung als fächerübergreifendes Prinzip sowie für eine demokratische Schulkultur gestärkt werden. Dazu braucht es effektive Formate der Aus-, Weiter- und Fortbildung für Lehrkräfte.
  • Strukturelle und materielle Voraussetzungen für die Verankerung der Demokratiebildung sollen auf allen Ebenen geschaffen werden. Dazu gehört ein länderübergreifendes Monitoring, das Daten über die historisch-politische Bildung erfasst. Aber auch die Unterstützung der Lehrkräfte durch außerschulische Akteure, internationalen Austausch und qualitätsgesicherter Materialien muss ausgebaut werden.

Demokratiebildung an beruflichen Schulen

An Berufsschulen gibt es in Hinblick auf politische Bildung spezielle Herausforderungen, aber vieles funktioniert auch sehr gut. Darauf weist insbesondere Prof. Dr. Anja Besand in mehreren Beiträgen hin.

  • Die Schülerinnen und Schüler zeigen ein großes politisches Interesse. Aufgrund der großen Heterogenität bilden sich aber eher Konfliktlagen und Polarisierungen, bis hin zu rechtsextremen Tendenzen.
  • Durch den Blockunterricht bzw. die 2-3 Berufsschultage pro Woche ist weniger Zeit für Demokratiebildung gegeben als an den anderen weiterführenden Schulen.
  • Die institutionell gut verankerte Infrastruktur zur Demokratiebildung wird häufig nicht genutzt oder das Thema als wenig relevant betrachtet und die Stunden dafür anderweitig genutzt. Darauf weist eine Untersuchung zur politischen Bildung an beruflichen Schulen hin.
  • Das Berufsschulsystem in Deutschland ist heterogen organisiert, es fehlen zum Teil einheitliche Vorgaben für die Demokratiebildung, aber auch für andere Bereiche.
  • Aus einem Kommentar von Prof. Dr. Anja Besand zum Monitor politische Bildung an beruflichen Schulen geht hervor, dass die Integration von Geflüchteten an beruflichen Schulen besser als an anderen Schulen funktioniert. Das liegt an den in den letzten Jahren entwickelten Bildungsformaten für die berufliche und gesellschaftliche Integration junger geflüchteter Menschen.

Tipp

Finden Sie in unserer Mediathek passende Unterrichtsmaterialien zum Thema Demokratie. Sie können auch nach dem Sachgebiet Politische Bildung filtern. 

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