Der Bericht „Bildung in Deutschland“ analysiert den Zustand des deutschen Bildungswesens von der Frühen Bildung bis hin zur Weiterbildung. Diesmal liegt der Fokus auf der „beruflichen Bildung“, auf die wir uns in dieser Zusammenfassung auch konzentrieren wollen.
Nach dem Einbruch des Ausbildungsstellenangebotes während der Corona-Pandemie 2020 zeigt sich 2023 eine deutliche Erholung. Allerdings bleibt das Angebot an betrieblichen Ausbildungsstellen mit 563.000 Stellen hinter dem von 2019 zurück: Damals gab es noch 578.000 Stellen. Die Zahl der Neuzugänge zum dualen System blieb 2023 mit gut 456.000 trotz Anstieg hinter dem Niveau von 2019 (ca. 484.000 Neuzugänge) vor der Corona-Pandemie zurück.
Es bestehen weiterhin Passungsprobleme, also das gleichzeitige Auftreten einer hohen Zahl unvermittelter BewerberInnen und unbesetzter Stellen. Besonders viele offene Stellen sind im Reinigungs-, Verkaufs- und Ernährungsbereich zu verzeichnen. Viele unversorgte BewerberInnen gibt es hingegen im Informatikbereich. Die Gründe für die bestehenden Passungsprobleme lassen sich grob in 3 Typen unterteilen:
Berufsfachliche Passungsprobleme: Das berufsspezifische Angebot offener Stellen entspricht nicht der berufsspezifischen Nachfrage. Der Anteil dieses Typs liegt bei 33 % im Jahr 2023 und ist damit gegenüber 2021 um 6 % zurückgegangen. Eine mögliche Ursache könnte darin liegen, dass die Berufsorientierung während der Corona-Pandemie eingeschränkt war. Weitere mögliche Ursachen sind die fehlende Attraktivität von einigen Ausbildungsberufen und ein Mangel an gesellschaftlicher Wertschätzung.
Regionale Passungsprobleme: Probleme in der regionalen Erreichbarkeit von Ausbildungsangeboten sind von 20 % im Jahr 2021 auf knapp 24 % im Jahr 2023 gestiegen. Hier hofft man, dass der neu eingeführte Mobilitätszuschuss helfen könne.
Persönliche Passungsprobleme: Mit 43 % am häufigsten kommen BewerberInnen und Betriebe aufgrund zugeschriebener Eigenschaftsmerkmale (tatsächlich oder vermutet) oder unzureichender Suche nicht zusammen. Auch hier gibt es Maßnahmen wie die assistierte Ausbildung, die Flexibilisierung der Einstiegsqualifizierung und die Schaffung einer Ausbildungsgarantie sowie öffentlich geförderte außerbetriebliche Ausbildungsplätze, die diese Probleme beheben sollen.
Entwicklung des Lehrkräftebestands und -bedarfs
Mit bundesweit etwa 173.000 Lehrkräften im Jahr 2022 sind 7 % weniger an berufsbildenden Schulen beschäftigt als noch 2012. Dabei zeigen sich regional sehr unterschiedliche Entwicklungen: Während sich in den meisten Ländern ein rückläufiger Lehrkräftebestand abzeichnet – besonders stark in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen –, stieg der Lehrkräftebestand in Bayern und Bremen. Prognosen der Kultusministerkonferenz gehen bis zum Jahr 2035 von einem durchschnittlichen Bedarf von knapp 4500 Lehrkräften für berufliche Schulen pro Jahr aus.
Blick auf die Auszubildenden
Der Bildungsbericht hat ermittelt, dass 48 % der 15- bis 20-Jährigen einen konkreten Berufswunsch haben und es den meisten Jugendlichen auch gelingt, nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen. Zwei Drittel der Jugendlichen mit Erstem oder Mittlerem Schulabschluss gehen dabei Kompromisse ein und beginnen eine Ausbildung, die nicht ihrem eigentlichen Wunschberuf entspricht. Insgesamt erhöhen solche Kompromisse die Abbruchwahrscheinlichkeit.
Nach dem Abschluss der Ausbildung beginnen 53 % eine Erwerbstätigkeit. Beschäftigte ohne Berufsabschluss sind häufig als Fachkraft tätig: So arbeiten 40 % als HelferInnen und 50 % als FacharbeiterInnen. Meist arbeiten sie in Berufen mit eher geringem Prestige: So beträgt der Anteil gering qualifizierter Arbeitskräfte in Reinigungsberufen 29 % und in Gastronomieberufen 23 %.