Zukunftsthema: KI in der Aufstiegsfortbildung an Technikerschulen

„Bayern zeigt seine Innovationskraft und setzt mit vier Fachschulen für Künstliche Intelligenz bundesweit neue Maßstäbe“ – so lautet eine Pressemitteilung des bayrischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 11. April 2025. Denn ab dem Schuljahr 2025/2026 werden erstmals Fachschulen mit der neuen Fachrichtung „Künstliche Intelligenz“ an den Staatlichen Beruflichen Schulzentren in Altötting, Herzogenaurach, Neumarkt i. d. Opf. und Nördlingen entsprechende Weiterbildungsangebote im Portfolio der Aufstiegsfortbildung für staatlich geprüfte Technikerinnen und Techniker haben. „Wir haben die örtliche Industrie abgefragt, ob sie eine komplette Fachrichtung ‚Künstliche Intelligenz‘ unterstützen würde und die Absolventen dann auch einstellen würde“, berichtet Schulleiter Raimond Eberle von der Staatlichen Berufsschule Nördlingen, der im Einklang mit den drei anderen Fachschulen vom 14. bis 16. Mai 2025 auf einer Klausurtagung im neu gegründeten KI-Kompetenzzentrum an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) in Dillingen einen zukunftsweisenden Lehrplan entwickelt hat, der praxisnahe KI-Kompetenzen ebenso abbildet wie die ethischen und gesellschaftlichen Fragen dieser Schlüsseltechnologie. „Begonnen hat das vor zwölf Jahren – Stichwort ‚Industrie 4.0‘ – als erste Firmen alle Prozesse digital durchdachten und auch KI schon im Spiel war. Schon damals haben wir begriffen, welches Potenzial KI hat.“
Das Balthasar-Neumann-Technikum in Trier – eine KI-Pionierschule in Rheinland-Pfalz

Aber nicht nur in Bayern, sondern auch in anderen Bundesländern hat man das Zukunftspotenzial der Künstlichen Intelligenz im Rahmen der Technikerfortbildung erkannt. „Schon vor drei oder vier Jahren wollten wir eine KI-Klasse ins Leben rufen, sind aber bei den Ministerien auf taube Ohren gestoßen, weil das noch zu unbekannt war“, erinnert sich Marc Reis, Leitung KI & Systemkoordination am Balthasar-Neumann-Technikum in Trier. „Aber seit dem Schuljahr 2024/25 führen wir an unserer Schule den Schulversuch „Fachschule Technik – Informatiktechnik mit der Vertiefung Künstliche Intelligenz“ durch. Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zur Umsetzung innovativer und zukunftsweisender Bildungsansätze im technischen Bereich“, sagt Reis und betont, dass KI-Wissen für staatlich geprüfte Technikerinnen und Techniker unverzichtbar geworden ist: „Künstliche Intelligenz spielt eine zunehmend zentrale Rolle in nahezu allen Arbeitsfeldern von staatlich geprüften Technikerinnen und Technikern. Sie verändert sowohl die operative Ausführung technischer Aufgaben als auch strategische Planungs- und Entscheidungsprozesse. KI wird zur Optimierung industrieller Prozesse eingesetzt, z. B. in der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance), Qualitätssicherung, Produktionsplanung oder beim Energie- und Ressourcenmanagement. In vielen Tätigkeitsfeldern wird die Fähigkeit, mit KI-Systemen zu interagieren und deren Ergebnisse zu interpretieren, zur Schlüsselkompetenz!“

Das sieht Christian Meier von der Technikerschule Neumarkt in der Oberpfalz – einer der KI-impulsgebenden Schulen in Bayern – genauso und betont die Bedeutung von KI-Kompetenz für den Arbeitsmarkt: „Wer heute KI-Know-how mitbringt, hat auf dem Arbeitsmarkt beste Aussichten. In vielen Betrieben fehlt es an qualifizierten Fachkräften, die Theorie und Praxis verbinden können. Unsere Absolventinnen und Absolventen bringen genau dieses Profil mit – sie können digitale Transformationsprozesse mitgestalten, innovative Technologien einführen und sind wertvolle Teammitglieder in interdisziplinären Projekten. Das öffnet Türen zu spannenden Jobs, auch jenseits klassischer Techniker-Rollen.“
KI bedeutet auch eine neue Ausrichtung der Technikerschulen und ihrer Lehrkräfte

„Technikaffine Lehrkräfte, junge Lehrkräfte sind da sehr offen, arbeiten sich schnell ein und probieren es im Unterricht aus“, berichtet Raymond Eberle (Nördlingen). Und stellt fest, dass Technikerschulen mit einem KI-Angebot bei den Fortbildungsinteressierten gut ankommen: „Da findet eine Abstimmung mit den Füßen statt, dass wir genügend Anmeldungen haben, dann passt das. Aber es gibt auch Technikerschulen, die haben sich halbiert und das sehen wir mit Sorge. Wir konnten halt über die Fachrichtung KI etwas Neues setzen.“ Das ging und geht aber nur mit entsprechend vorgebildeten und energischen Innovatoren wie beispielsweise den hier genannten und zu Wort kommenden Raymond Eberle, Marc Reis und Christian Meier – Glücksfälle für ihre Technikerschulen und darüber hinaus, wie das Beispiel Bayern mit derzeit bereits vier KI-Technikerschulen zeigt. Dabei spielte und spielt ein offenes Ohr bei den Entscheidungsträgern in der Politik eine entscheidende Rolle. „Unsere Technikerschule Neumarkt kann auf eine starke Unterstützung bauen“, so Christian Meier. „Unser Landkreis, Landrat Willibald Gailler und auch Finanzminister Albert Füracker setzen sich nachhaltig für den Ausbau zukunftsfähiger Bildung ein. Diese Rückendeckung ist keine Selbstverständlichkeit – und ein wesentlicher Grund, warum wir im Bereich KI so engagiert voranschreiten können. Letztendlich ist es aber nicht nur eine politische Entscheidungsfrage, sondern auch die Frage, wie die Gesellschaft und das Personal in der Aus- und Fortbildung diese Programme aufnimmt.“
Bis zu einer bundesweiten Implementierung von KI-Modulen oder -Fächern in Technikerschulen ist noch ein Weg zu gehen, der durch die Länderhoheit im Bildungssektor zuweilen ein steiniger ist – obwohl sowohl die Kultusministerkonferenz (KMK) wie auch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMBF) bereits verschiedene Initiativen auf den Weg gebracht haben. Darüber und über die weitere Entwicklung von KI an Technikerschulen demnächst an dieser Stelle mehr.
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