Warum sollte man sich mit Open Educational Resources (OER) befassen?

Worin besteht aber nun der Mehrwert von freien Bildungsmaterialien für die Berufsschule? Aufgrund des rechtssicheren Einsatzes der Medien und der Möglichkeit des Vervielfältigens, Veränderns und Teilens ergeben sich folgende Vorteile von OER für die Lehrkraft und den Unterricht:

• leicht zugänglich und kostenlos, da meist digital und frei verfügbar -> unmittelbar einsetzbar,
• rechtssicherer Einsatz durch offene Lizenzen: problemlose Weitergabe inner- und außerhalb der Berufsschule,
• Anpass- und Individualisierbarkeit der Materialien für die eigene Unterrichtssituation (Individualisierung, Binnendifferenzierung, Kompetenzorientierung, Aktualität)
• Berücksichtigung der Barrierefreiheit und speziellen Bedürfnisse für inklusives Lernen (Screenreader, Sprachausgabe, Braillezeile, Untertitel, Gebärdensprache)
• Berücksichtigung sprachlicher Kompetenzen (Leichte Sprache und Einfach Sprache)
• Anpassung an die Bedürfnisse des „sprachsensiblen Fachunterrichts“
• Remix von eigenen und vorhandenen OER-Materialien -> Nachhaltigkeit
• interaktives und kollaboratives Arbeiten zusammen mit Schülerinnen und Schülern
• Kultur des Teilens: gemeinsames Erstellen und Nutzen von OER im Lehrerverbund

OER in der Berufsschule

Diese Vorteile können in der dualen Ausbildung auch die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule verbessern. Es ist nicht mehr wie früher, dass in der Berufsschule nur die Theorie und im Betrieb die Praxis für den Beruf vermittelt wird. Heute ist es – bedingt durch die Informations- und Kommunikationstechnik – notwendig, dass sowohl Fertigkeiten im Betrieb mit theoretischem Wissen, so wie eine komplexe Theorie mit Praxis umgesetzt wird. So werden auch in Betrieben Lernmaterialien erstellt. Die Arbeit mit OER kann dabei die Zusammenarbeit beider Bereiche fördern, indem erstellte OER-Lernmaterialien zwischen Betrieb und Berufsschule untereinander geteilt und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst bzw. weiterentwickelt werden können. So entsteht eine Transparenz der Lern- und Lehrmittel und beschleunigt den Austausch von Informationen und Neuerungen. Auch die Einbeziehung der Auszubildenden bei der Erstellung der freien Materialien kann die Motivation im Unterricht erhöhen.

Es können aber auch Schwierigkeiten beim Einsatz von OER auftreten, die überwindbar sind, wie zum Beispiel die notwendige Einarbeitungszeit in das Lizenzsystem, die teilweise nicht vorhandene Technik an den Berufsschulen und in den Betrieben bzw. das Fehlen technischen Know-hows bei Lehrkräften. Hier helfen Multiplikatoren an den Schulen, die schon in OER eingearbeitet sind und Communitys zum Austausch von Erfahrungen und OER-Materialien.

Susanne Friz für FWU Institut für Film und Bild. Dieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz.