Nachhaltigkeitsinitiativen der Länder an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen
2021 hat der Deutsche Bundestag das Klimaschutzgesetz verabschiedet mit dem Ziel, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral ist. Das Land soll also nicht mehr Kohlendioxid ausstoßen, als über Wälder oder andere Wege absorbiert werden kann.
In allen Bundesländern wurden verschiedene Anstrengungen unternommen, um dieses Ziel zu unterstützen. Auch viele Berufsschulen beteiligen sich an Initiativen, um nachhaltiger zu werden. Wir stellen hier einige solcher Initiativen vor, konzentrieren uns dabei aber auf jene, die konkrete Projekte an den Schulen fördern. Das führt dazu, dass nicht alle Bundesländer hier aufgeführt werden, obwohl in allen Ländern Bildung für nachhaltige Entwicklung ein wichtiges Themenfeld ist.
In Bayern gibt es ein von der Landesregierung initiiertes Programm zur Unterstützung von Schulen auf dem Weg zur Klimaneutralität mit Begleitmaterialien. Die Schulen müssen zehn Schritte erfüllen, um das Gütesiegel „Klimaschule“ zu erhalten. Das sind die zehn Schritte:
Die Vorteile von diesem Vorgehen liegen auf der Hand: Der ermittelte CO2-Fußabdruck bietet eine Grundlage, auf deren Basis die Maßnahmen erarbeitet werden. Durch das Einbinden der Schulgremien und der Auftaktveranstaltung wird eine breite Wirksamkeit gewährleistet. Ein Projektteam erarbeitet dann den Klimaschutzplan in bis zu acht Handlungsfeldern:
Bei der Erarbeitung des Klimaschutzplans werden die Ideen und Vorschläge der Schülerinnen und Schüler gesammelt, besprochen und in den Plan aufgenommen. Auch bei der Umsetzung der Maßnahmen werden die Schülerinnen und Schüler einbezogen und arbeiten so an der Klimaneutralität ihrer Schule mit.
Je nach Entwicklungsstand der Schule wird dann das Gütesiegel Klimaschule in den Kategorien Bronze (für Maßnahmen in zwei Handlungsfeldern), Silber (in fünf Handlungsfeldern) und Gold (in acht Handlungsfeldern) vergeben. Inzwischen haben sich in Bayern über 170 Schulen bei dem Programm angemeldet, darunter auch mehrere berufsbildende Schulen.
Einen anderen Weg geht Berlin: Bei dem Wettbewerb „Berliner Klima Schulen“, den das Land und ein Energieunternehmen jährlich veranstalten, können sich Projekte von Berliner Schulen bewerben, mit denen sie zu mehr Klimaschutz beitragen. Im letzten Jahr wurden zwölf Preise in Höhe von je 500 Euro vergeben. Eine Jury entscheidet über die Gewinner. Außerdem gibt es einen Publikumspreis, der per Online-Abstimmung entschieden wird. Gewonnen hat diesen beim letzten Mal die Idee einer nachhaltigen Kleidertauschparty, bei der die Schülerinnen und Schüler Kleidung von sich mitbringen, die sie nicht mehr brauchen.
In Bremen hat eine gemeinnützige Agentur im Projekt „Schulen auf dem Weg zur Klimaneutralität“ vier Schulen dabei unterstützt, CO2-Emissionen im Schulalltag zu messen, Klimaschutzpläne zu entwickeln sowie Maßnahmen zum Klimaschutz festzulegen und umzusetzen. Für ihr Engagement sind die vier Schulen im Dezember 2023 mit dem Siegel „Klimaschule“ ausgezeichnet worden. Eine Ausweitung des Modellprojektes auf weitere Schulen im Land Bremen ist in der Diskussion.
Auch in Hamburg gibt es ein Konzept der „Klimaschule“. Dort entscheiden Schülerinnen und Schüler als ersten Schritt gemeinsam mit den Lehrkräften, dass sie eine Klimaschule werden möchten. Dann entwickelt die Schule einen Klimaschutzplan für die Schule mit konkreten Maßnahmen in den Bereichen Wärme, Strom, Abfall, Ernährung, Beschaffung und Mobilität. Bei der Umsetzung verknüpft die Schule die Unterrichtsgestaltung mit der Aufgabe der CO2-Minderung. Unterstützt werden die Schulen dabei durch das Projekt Klimaschule PLUS, das von der Hamburger Klimaschutzstiftung umgesetzt wird. Für die Arbeit an den Maßnahmen können die Schulen außerdem finanzielle Unterstützung beantragen.
In Hessen können Schulen die Auszeichnung „Umweltschule – Lernen und Handeln für unsere Zukunft" erhalten, die für besonderes Engagement im Bereich Umweltbildung vergeben wird. Gewürdigt wird damit die Verbesserung der Qualität von Unterricht und Schulleben im Sinne der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Die Auszeichnung ermöglicht den Schulen, mit konkreten Zielen ausgewählte Handlungsbereiche zu bearbeiten und nachhaltige Strukturen aufzubauen. Dazu gehört zum Beispiel die Integration der Vorhaben in den Unterricht und die Schulkultur. Fachlich unterstützt und beraten werden die Schulen durch elf regionale Umweltbildungszentren. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Vernetzung: Alle Umweltschulen einer Region treffen sich zweimal jährlich zum Erfahrungsaustausch.
In Mecklenburg-Vorpommern wurde von 2018 bis 2021 das Modellprojekt „Schulen der Zukunft“ durchgeführt, an dem zehn Schulen teilgenommen haben, um Bildung für nachhaltige Entwicklung in ihr Schulprofil zu integrieren und diese auszubauen. Am Ende wurden die Ergebnisse ausgewertet, dabei ist unter anderem ein Qualitätsrahmen entstanden, der gute Bildung für nachhaltige Entwicklung für andere sichtbar machen und Entwicklungspotenziale identifizieren soll. Außerdem wurde überlegt, wie die Erkenntnisse auf andere Schulen übertragen werden könnten. Es wurde der Wunsch formuliert, das Netzwerk von BNE-Schulen auszubauen. Wir sind gespannt, wie es in Mecklenburg-Vorpommern mit diesem Projekt weitergehen wird.
In Niedersachsen unterstützt die Initiative „Klimaneutrale Schule“ seit 2020 Schulen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität. Dabei erfassen Schülerinnen und Schüler zuerst gemeinsam mit ihren Lehrkräften ihre Energieverbräuche. Anschließend werden die Emissionen berechnet sowie Einsparmaßnahmen in den Bereichen Strom, Heizung, Mobilität und Ernährung abgeleitet und umgesetzt. Da eine vollkommen emissionsfreie Schule zurzeit noch nicht zu erreichen ist, können nicht vermeidbare CO2-Emissionen zum Beispiel durch Spendenläufe oder eine Photovoltaik-Anlage kompensiert werden. Schließlich können die Schulen sich jeweils bis zum 30. März eines Jahres um die Auszeichnung „Klimaneutrale Schule“ bewerben, indem sie ihre Erfassungsbögen und dem Nachweis der Kompensation einreichen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es die Initiative „Digitale-Klimaschule“, die als Teil des Landesprogramms „Schule der Zukunft“ von einer gemeinnützigen Stiftung angeboten wird. Mit verschiedenen Unterrichtsmodulen wie Klimaquiz, Digitale Helfer und Deine Klima-Show werden Kompetenzen für die Nutzung neuer Technologien im Dienst der Nachhaltigkeit und die Stärkung der Motivation für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen der Natur vermittelt. Das Bildungsangebot kann von Schulklassen kostenfrei gebucht werden.
In Rheinland-Pfalz unterstützt die Initiative „Schule der Zukunft“ Schulen dabei, die Anforderungen an das Lernen im 21. Jahrhundert zu bewältigen. Nachhaltigkeit ist dabei ein Bereich von vielen. Daneben geht es unter anderem um digitale Bildung, alternative Formen der Leistungsfeststellung und Berufsorientierung. Im Zentrum steht eine auf mehrere Jahre angelegte Schulentwicklung, die von der gesamten Schulgemeinschaft gestaltet wird. Dabei werden die Schulen in der Prozessentwicklung begleitet und erhalten Fortbildungsmaßnahmen. An der Initiative nehmen aktuell 45 Schulen teil, darunter auch vier berufsbildende Schulen.
Im Saarland gibt es die Auszeichnung „Schule der Nachhaltigkeit“ für Schulen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in besonderem Maße auseinandersetzen. Den Titel erhalten die Schulen, wenn sie diese fünf Kriterien erfüllen:
Verankerung des BNE-Themas als Leitziel im Schulprofil,
BNE-Multiplikator/innen sowie regelmäßige Fortbildungen im Kollegium zu BNE-Themen,
Entwicklung der Schule zum BNE-Lernort über Kooperationen, Projekte, nachhaltige Beschaffung u. ä.,
Sammlung methodischer Unterrichtskonzepte zum Thema BNE und
Partizipation durch ein ständiges Gremium zur gemeinsamen BNE-Themenfindung mit Eltern, Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, sozialpädagogischem und nichtpädagogischem Personal.
Derzeit tragen 18 Schulen diesen Titel, darunter auch drei Berufsbildungszentren. In jährlichen Netzwerkveranstaltungen treffen sich Mitglieder der Schulgemeinschaften mit Akteurinnen und Akteuren des BNE-Netzwerks zum Austausch.
Auch in Sachsen gibt es „Klimaschulen“. Hier zielt die gleichnamige Initiative darauf ab, die Themen Klimawandel, Klimafolgen und Klimaschutz langfristig an sächsischen Schulen zu verankern. Klimaschule wird man in Sachsen in drei Schritten:
Interesse bekunden durch ein Motivationsschreiben, bei dem alle an der Schule Wirkenden eingebunden werden,
Erstellen eines fundierten Klimaschutzplans mit konkreten Vorhaben, die die Schule umsetzen möchte, um sich nachhaltig und klimafreundlich zu verhalten, und
Freuen, denn der Schule wird der Titel „Klimaschule“ verliehen, den sie fünf Jahre lang tragen darf. Außerdem erhält die Schule finanzielle Unterstützung in Höhe von 1000 Euro.
Doch die Arbeit ist damit nicht zu Ende, denn nun werden die Maßnahmen aus dem Klimaschutzplan umgesetzt und dokumentiert. Jährlich findet eine Klimaschulkonferenz statt, auf der Erfolge und Schwierigkeiten vorgestellt werden sollen.
In Schleswig-Holstein unterstützt die Initiative „Zukunftsschule.SH“ des Bildungsministeriums Schulen dabei, das Thema nachhaltiges Handeln im Unterricht zu etablieren. Die Schulen entwickeln gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Maßnahmen und Projekte, die sie dann auch durchführen. Die Auszeichnung „Zukunftsschule“ kann man in drei Stufen erhalten:
Für Stufe 1 muss die Schule im entsprechenden Schuljahr mindestens zwei Aktionen aus den unterschiedlichen BNE-Themenfeldern der Zukunftsschule.SH umsetzen, dokumentieren und öffentlich machen. Die Themenfelder sind: 1) Wasser, 2) Energienutzung, 3) Mitbestimmen & Mitgestalten, 4) Lebensräume gestalten, 5) Mobilität, 6) Globales Lernen, 7) Gesundheit, 8) Ernährung und 9) konkrete Lernorte.
In Stufe 2 geht es um Vernetzung: Die Schulen arbeiten bei ihren Aktivitäten in den BNE-Themenfeldern mit mindestens zwei außerschulischen Partnern zusammen.
Für Stufe 3 müssen die Schulen außerdem eigene Beratungs-, Qualifizierungs- und Hospitationsangebote im Sinne von BNE konzipieren und durchführen.
Die Gesamtfördersumme beträgt 20.000 Euro pro Jahr, die auf die teilnehmenden Schulen verteilt wird.
Bereits seit 1995 vergibt Thüringen die Auszeichnung zur „Umweltschule in Europa“. Dieses Konzept wurde 2022 weiterentwickelt zur Initiative „Thüringer Nachhaltigkeitsschule – Umweltschule in Europa“. Schulen können für die Umsetzung ihrer Projekte in den Handlungsfeldern der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie (Politik, Wirtschaft, Umwelt und Soziales) finanzielle Unterstützung von bis zu 500 Euro je Schuljahr erhalten. Die Projekte sollten über den normalen Unterricht hinausgehen und von einer Schul-AG oder der gesamten Schule bearbeitet werden. Außerdem ist für die Bewertung der Projekte eine Dokumentation nötig.