Die berufsbildenden Schulen im Überblick

Das deutsche Schulsystem besteht aus einer Vielzahl verschiedener Schulformen – auch im beruflichen Bildungssektor. Den Überblick zu behalten über Berufsschule, ist selbst für Fachkräfte eine Herausforderung.
Das Klassenzimmer ist in der beruflichen Bildung der Ort der theoretischen Wissensvermittlung. © iStock / Ababsolutum

Berufsbildende Schule = berufliche Schule

Was für den Bayer und die Bayerin die Berufsschule ist, ist dem Berliner und der Berlinerin das Oberstufenzentrum und den Azubis in Nordrhein-Westfalen das Berufskolleg. Den Überblick zu behalten über Berufsschule, Berufsaufbauschule und Berufsoberschule oder der Fachoberschule, Berufsfachschule und dem beruflichen Gymnasium ist eine große Herausforderung und die Namensvielfalt nicht zuletzt dem Föderalismus in der Bildungspolitik geschuldet. So betreibt doch jedes Land seine eigene Schulpolitik getreu dem Motto „Bildung ist Ländersache“. Um der Namensvielfalt Herr zu werden, bedient man sich daher häufig dem Sammelbegriff „berufsbildende Schulen“ oder „berufliche Schulen“. 

Die duale Ausbildung

Allen gemein ist, dass die berufliche Schule in der dualen Ausbildung der Ort der theoretischen Wissensvermittlung ist. Im berufsbegleitenden Unterricht können sich die Berufsschülerinnen und Berufsschüler allgemeinbildende, berufsbezogene und berufsübergreifende Kompetenzen aneignen. Der Unterricht erfolgt oftmals blockweise in zusammenhängenden Abschnitten oder in Teilzeitunterricht. Die duale Ausbildung ist in Deutschland das vorherrschende berufliche Ausbildungsmodell. Das System wird als dual bezeichnet, weil die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: in der beruflichen Schule und darüber hinaus im Ausbildungsbetrieb. In der betrieblichen Ausbildungsstätte erwerben die Auszubildenden berufliche Handlungskompetenzen sowie praktische Fertigkeiten und Kenntnisse. Zudem werden sie im Ausbildungsbetrieb vertraut mit ihrer beruflichen Tätigkeit und lernen die betrieblichen Abläufe und Zusammenhänge kennen. Die duale Ausbildung umfasst mittlerweile mehr als 320 anerkannte Ausbildungsberufe unter anderem aus den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen und Handwerk. Im Jahr 2022 gab es insgesamt rund 1,22 Millionen Auszubildende in einer dualen Berufsausbildung, davon über 468 900 Neueinsteiger (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Für Menschen, die wegen unzureichender Qualifikation oder anderen Hindernissen keine Lehrstelle finden können, gibt es entsprechende länderspezifische Angebote, die auf eine duale Berufsausbildung vorbereiten. Zu ihnen gehören beispielsweise die berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, das Berufsgrundbildungsjahr sowie das schulische Berufsvorbereitungsjahr. Bei diesen Angeboten werden theoretische und praktische Grundkenntnisse im gewählten Berufsfeld vermittelt. Bei Bedarf werden die Teilnehmenden auch auf den Schulabschluss vorbereitet. Teilweise können die Angebote (wie das Berufsgrundbildungsjahr) sogar auf eine anschließende duale Ausbildung angerechnet und somit die Ausbildungsdauer verkürzt werden. 

Die schulische Ausbildung

Eine andere Form der beruflichen Qualifizierung ist die schulische Ausbildung. Hier werden die Berufsschülerinnen und Berufsschüler an beruflichen Fachschulen unterrichtet. Die schulischen Lernzeiten werden durch Projektphasen und Praktika begleitet. In der schulischen Ausbildung können vor allem Berufe aus dem Mediensektor sowie dem Gesundheitsbereich erlernt werden. Bei den Berufen gibt es allerdings auch Überschneidungen zum dualen System: So kann beispielsweise die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten sowohl dual als auch schulisch absolviert werden. Ob dual oder schulisch - beide Ausbildungswege dauern je nach Berufsausrichtung bis zu 3,5 Jahre und werden mit einer Prüfung abgeschlossen. Im Anschluss an die berufliche Erstausbildung können Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen in die postsekundäre Berufsbildung investieren. Durch verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen an Fachschulen oder über Fortbildungsgänge werden sie zum Beispiel in Führungsaufgaben geschult oder ihnen wird der Weg in die berufliche Selbstständigkeit geebnet.

Bildungsföderalismus 

Während sich die schulische Ausbildung überwiegend nach der Gesetzgebung der Bundesländer richtet, ist die Kultusministerkonferenz bei der dualen Ausbildung um gemeinsame Standards bemüht: Rahmenlehrpläne sollen die duale Ausbildung länderübergreifend vereinheitlichen. In der Praxis gibt es jedoch länderspezifische Abweichungen, sodass beispielsweise ein Schulwechsel zwischen den Bundesländern nicht reibungslos möglich ist. Ein zentral geregeltes Bildungswesen würde auch in anderen Bereichen Vorteile bieten: Die Leistungen der Berufsschülerinnen und Berufsschüler wären vergleichbarer und die Fortschritte bei Großprojekten wie Inklusion oder Digitalisierung nicht von den finanziellen Ressourcen des jeweiligen Bundeslandes abhängig. Allerdings bringt das Handeln auf Ländereben auch Vorteile – so können notwendige Reformen schneller umgesetzt werden.

 

Einen umfassenden Überblick über die Struktur und Hintergründe des deutschen Bildungssystems bietet der Deutsche Bildungsserver.  

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Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
aktualisiert: 12.01.2023