10 Jahre jakobb – 10 Fragen von HubbS

Ein Interview mit Dr. Benny Pock

Die berufliche Bildung steht an einem Wendepunkt: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Fachkräftesicherung verändern Ausbildungsberufe und Lehrprozesse tiefgreifend. Der Jahreskongress Berufliche Bildung (jakobb) bringt einmal im Jahr Expertinnen und Experten aus Schule, Wirtschaft, Forschung und Politik zusammen, um genau darüber zu sprechen – praxisnah, inspirierend und mit Blick in die Zukunft der Dualen Ausbildung. Zum 10-jährigen Jubiläum des jakobb sprechen wir mit Dr. Benny Pock, dem Geschäftsführer der Klett MEX GmbH, die den jakobb organisiert. 

Portrait von Dr. Benny Pock im brauen Anzug vor weinrotem Hintergrund.
Dr. Benny Pock, der Geschäftsführer der Klett MEX GmbH. © Klett MEX GmbH

Im Mittelpunkt unseres Gesprächs steht nicht nur die Geschichte des Kongresses, sondern vor allem die Frage, wie berufliche Bildung zukunftsfähig gestaltet werden kann: Welche Rolle spielen KI und Nachhaltigkeit in der Ausbildung? Wie verändert sich die Zusammenarbeit zwischen Berufsschulen und Betrieben? Und wie können Plattformen wie HubbS dazu beitragen, dass die beim jakobb entstehenden Impulse langfristig in der Praxis Wirksamkeit erzielen?

Ein Gespräch über Wandel, Verantwortung und die Chancen einer vernetzten Bildungslandschaft.

  1. Herr Dr. Pock, was macht den jakobb aus Ihrer Sicht besonders – welche Wirkung möchten Sie bei den Teilnehmenden erzielen und woran erkennen Sie, dass der jakobb tatsächlich etwas in der Ausbildungspraxis bewegt?

Das zentrale Thema beim jakobb ist die Lernortkooperation zwischen Schule und Betrieb. Das macht ihn so besonders. Alljährlich kommen dafür zahlreiche Schulleitungen, Lehrkräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder zusammen, die sich für eine bessere und zeitgemäße Lernkultur engagieren und sich mit den aktuell brennendsten Themen beschäftigen. Hinzu kommt ein breites Netzwerk an institutionellen Akteuren der Dualen Ausbildung, die den Kongress in der IHK Region Stuttgart mit uns veranstalten und aktiv gestalten.

  1. Wie hat sich die inhaltliche Ausrichtung des Kongresses seit seinen Anfängen verändert?

Ich denke, wir haben immer noch ähnliche Themen wie zu Anfang, aber sie haben sich weiterentwickelt. Beim Thema Digitalisierung reden wir nicht mehr so viel von Ausstattung, sondern über Fragen der Lernkultur und der konkreten Anwendung. Neue Aspekte wie der Einsatz von KI sind hinzugekommen, die vor zehn Jahren eher abstrakt waren. Zunehmende Bedeutung hat der Fachkräftemangel gewonnen und die Frage, wie man junge Menschen für die Ausbildung begeistert und sie darin hält. Der jakobb möchte einem Teil der Bildungskette Geltung verschaffen, der in der Öffentlichkeit bisher leider viel zu unterbelichtet ist.

  1. Wie beeinflusst Digitalisierung die berufliche Bildung konkret und welche Berufe spüren diesen Wandel am stärksten?

Die Digitalisierung der Schulen ist in den letzten zehn Jahren in puncto Ausstattung deutlich vorangeschritten. Der wesentliche Aspekt, der uns auf dem jakobb beschäftigt, ist aber die Kompetenzverschiebung in den jeweiligen Berufsfeldern. Die digitale Transformation erfordert in vielen Bereichen den Umgang mit Daten, Software, Automatisierung und KI und ermöglicht neue hybride Lernformen, die gleichzeitig bei weitem noch nicht so ausgeschöpft wurden, wie man sich das vor zehn Jahren vorgestellt hat. 

  1. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz aktuell in der Ausbildung und wie kann der jakobb helfen, Lehrkräfte und Ausbildende dafür fit zu machen?

KI-Kompetenzen werden zunehmend zu einem festen Bestandteil der Ausbildung. Dabei geht es zum einen um ein grundlegendes Verständnis von Daten und Algorithmen, zum anderen auch um den praktischen Umgang mit Anwendungen wie ChatGPT und anderen. Der jakobb informiert zum einen über konkrete Anwendungsbeispiele, Weiterbildungen und Zertifikatslehrgänge, bietet daneben aber reichhaltige Möglichkeiten, sich mit Experten direkt auszutauschen.

  1. Inwiefern gelingt es, Nachhaltigkeit nicht nur als Thema, sondern als Haltung in der Ausbildung zu verankern?

Das ist sicherlich ein dickes Brett – es kann aber gelingen, wenn Betriebe und Berufsschulen erkennen, dass nachhaltiges Handeln Teil der beruflichen Handlungskompetenz ist. Bei Nachhaltigkeit geht es eben nicht nur um Ressourceneffizienz und ökologische Aspekte. Wirtschaftliche und soziale Fragestellungen müssen Teil jeder Überlegung zum nachhaltigen Handeln sein. Und mit BNE ist nicht nur Inhalt, sondern auch Methode gemeint. Wenn das als leitend verstanden wird, dann wird Nachhaltigkeit nicht nur zum lästigen Begleitthema, sondern ist ein elementarer Bestandteil der Lern- und Arbeitskultur. 

  1. Und wie schafft  es der jakobb, das Thema Diversität sichtbar zu machen und echte Chancengleichheit in der Ausbildung zu fördern?

Der jakobb versteht die Berücksichtigung von Diversität als eine zentrale Zukunftsaufgabe der beruflichen Bildung. Genau aus diesem Grund haben wir Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani eingeladen: In seiner Keynote zeigt er auf, wie Bildung und Ausbildung in einer vielfältigen Gesellschaft gelingen können. In Zukunft wird der jakobb diesen Schwerpunkt weiterhin programmatisch in den Fokus rücken – mit Formaten, die Diversität nicht nur thematisieren, sondern konkret in der Ausbildungspraxis verankern.

  1. Was braucht es, damit Berufsschulen und Betriebe noch stärker voneinander lernen, und wie unterstützt der jakobb diesen Dialog?

Ich denke, da gibt es keine Blaupause, sondern es braucht vor allen Dingen die Menschen vor Ort, die Auszubildende gemeinsam optimal fördern wollen und dafür in den Austausch gehen. Ich stelle immer wieder fest: Unser Bildungssystem ist zu komplex und die Lernbiografien sehr individuell, sodass vor Ort (und nicht von oben herab) und im Austausch der beteiligten Akteure die besten Lösungen gefunden werden. Da dieser Austausch nicht immer so gelebt wird, stellen wir genau das in den Mittelpunkt des Kongresses: Gelingende Beispiele von Lernortkooperation in Vorträgen und Exkursionen sowie viele Austausch- und Netzwerkformate.

  1. Wie können Plattformen wie HubbS dazu beitragen, dass die beim jakobb entstehenden Ideen langfristig in der Praxis Wirksamkeit erzielen?

Plattformen wie HubbS können die beim jakobb entstehenden Ideen langfristig sichern, indem sie Austausch, Vernetzung und Zugriff auf erprobte Materialien auch jenseits der Veranstaltung ermöglichen. Lehrkräfte können bewährte Konzepte teilen, weiterentwickeln und so nachhaltige Innovationen in der beruflichen Bildung verankern. Insofern hoffen wir, dass der jakobb auch dazu beiträgt, dass HubbS weiter gedeiht und breite Akzeptanz findet.

  1. Was waren Ihre persönlichen Highlights in zehn Jahren jakobb?

Neben den vielen Begegnungen mit Lehrkräften, Schulleiter:innen und Ausbilder:innen beim jakobb vor Ort war es auch immer der Blick über den Tellerrand, der mich begeistert hat mit Sportlern, Hirnforschern, Philosophen, Youtubern und anderen, die als Gastredner auf dem jakobb waren. Ganz besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Online-jakobbs in den Corona-Jahren 2020 und 21, als wir mit der Kultusministerin und allen Mitveranstaltern aus dem Studio gesendet haben. Zahlreiche Betriebe und Schulen haben direkt aus ihren Lehrwerkstätten gesendet und die Teilnehmer kamen aus allen Bundesländern.

  1. Wenn Sie an den jakobb in zehn Jahren denken: Wie sieht er aus und welche Rolle spielt dabei die Vernetzung zwischen Veranstaltungen wie dem jakobb und Plattformen wie HubbS?

Er ist genauso informativ, inspirierend und familiär wie heute auch. Der Kongress ist dabei das Highlight einer kontinuierlicheren Beschäftigung mit den zentralen Themen der Dualen Ausbildung. Diese Themen werden dabei über Plattformen wie HubbS oder auch unsere Digitalveranstaltungen fortlaufend durch Lehrende und Lernende kollaborativ weiterentwickelt werden.


Informationen zum jakobb

Der Jahreskongress Berufliche Bildung, kurz jakobb, ist eine jährlich stattfindende Fachveranstaltung mit dem Ziel, die Duale Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten. Veranstalter des jakobb sind die Klett MEX GmbH, der BLV Baden-Württemberg und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in enger Kooperation mit der IHK Region Stuttgart sowie dem didacta Verband. Partner sind das Kultusministerium Baden-Württemberg und WorldSkills Germany e. V. Der jakobb richtet sich an Lehrkräfte, Schulleitungen, Ausbildende sowie Träger der Dualen beruflichen Ausbildung und bringt so Wirtschaft, Schule sowie Bildungspolitik in Dialog. Im Zentrum stehen aktuelle Trends und Herausforderungen der beruflichen Bildung wie Nachhaltigkeit, Digitalität, Künstliche Intelligenz, Diversität und Nachwuchsgewinnung. Die Veranstaltung kombiniert Vorträge, Workshops, Networking, Fachmesse-Elemente und Exkursionen zu Best-Practice-Ausbildungsbetrieben oder Schulen. Dieses Jahr wird der Kongress am 1. und 2. Dezember in Stuttgart ausgerichtet. Das nächste Event findet am 26. März 2026 als Onlineformat jakobb DIGITAL statt.
 

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Autor
HubbS-Redaktion
aktualisiert
Veröffentlicht: 05.11.2025